Krafla

08.03.2020

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Während wir die vorbeiziehende Schneelandschaft bewundern, fällt uns plötzlich ein Riss in der Frontscheibe auf. Der Riss geht vom Rand der Scheibe auf der Beifahrerseite aus und misst gute zehn Zentimeter. Möglicherweise haben wir uns unbemerkt einen Steinschlag am Rand der Scheibe eingefangen. Umgehend informieren wir die nächstgelegene Europcar-Filiale in Akureyri und erfahren, dass mit der doppelten Verglasung keine Gefahr bestehe und wir das Auto tauschen oder weiter behalten können, solange die Sicht des Fahrers nicht eingeschränkt ist. Nachdem sich diese Einschätzung mit der Ferndiagnose unseres privaten Automechanikers deckt, setzen wir beruhigt die Fahrt fort. Bis zur nächsten Zweigstelle von Europcar in Akureyri sind es noch zwei Tage zu fahren und so lange werden wir den Zustand der Scheibe weiter beobachten.

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Die Abbiegung zum Dettifoss ist diese Tage leider gesperrt. Im Winter kann man den größten Wasserfall Europas nur mit Super-Jeeps besuchen. Ein Schild weist darauf hin, dass man hinter der Sperre mit hohen Kosten für Hilfeleistungen rechnen muss.

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Weit aus der Ferne sehen wir die hellen Wolken aufsteigen, welche die geothermale Aktivität des Krafla-Vulkansystems ankündigen. Als wollten sie uns zur Begrüßung umarmen, hüllen die Wolken unser Auto ein, sodass wir uns langsam Leitpfosten für Leitpfosten folgend zum Parkplatz zum Hverir vortasten. Unter bedrohlichem Zischen steigt nach faulen Eiern stinkender Dampf aus einigen Solfataren auf. Ab und zu lichtet sich der Nebel und gibt den Blick frei auf die brodelnden und spritzenden Schlammlöcher. Rund um die dampfenden Stellen hat die geothermale Aktivität ein Loch in der Schneedecke geschmolzen und lässt die rötliche Erde darunter erkennen.

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Anschließend nehmen wir die Abbiegung zum Krafla-Kraftwerk. Auf den schneeweißen Feldern stechen die roten Aluminiumhütten wie Fliegenpilze heraus. Unter jeder dieser Hütten verbirgt sich ein Bohrloch.

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Auf der gegenüberliegenden Seite des Kraftswerks findet sich ein großer Parkplatz. Beim näheren Betrachten fallen uns die Spuren auf dem Berg auf. Entweder handelt es sich um eine Skipiste oder eine Piste zum Schneemobilfahren. Am Kraftwerk ist die Weiterfahrt gesperrt, sodass wir zu Fuß den letzten Kilometer zum Aussichtspunkt erklimmen. Neben uns haben sich noch ein paar weitere Personen an die -10 Grad kalte Luft gewagt. Der mäßige Wind, der im Lauf des Tages aufgekommen ist, lässt das Gesicht vor Kälte brennen. Vom Lavafeld neben dem Aussichtspunkt sind nur noch die oberen Kanten der Hinweisschilder zu erkennen, der Rest liegt unter der Schneedecke verborgen.

Nach einer Übernachtung in Laugar kehren wir am nächsten Tag zum See Myvatn zurück. Nächstes Ziel ist die Krater-Landschaft mit den Namen Skútustaðagígar. Am Rande der Ortschaft scheint eine Veranstaltung stattzufinden, denn auf dem See hat sich eine Menschentraube gebildet. Neugierig halten wir an und wagen uns näher an den See heran. Auf einem vom Schnee befreitem Parcours startet gerade ein Wettrennen von selbstgebastelten Fortbewegungsmitteln. Vorneweg rennen zwei Kerle in einem roten Bus. Dahinter folgen Hagrid und Harry auf Schlittschuhen, wobei sie das fliegende Motorrad vor sich herschieben. Applaus gibt es auch für das Toast mit der Butter auf jeweils zwei Beinen und die bemannte Badewanne auf Kufen, die vom Bademeister geschoben wird. Als das Wettrennen nach drei Runden einen Sieger gefunden hat, laufen wir weiter zum eigentlichen Startpunkt. Am Seerand finden sich viele kleine Krater-Hügel, die man begehen kann.

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Die vulkanischen Felsen am Rand des Sees Myvatn gefallen uns gut, sodass wir bei einer Gelegenheit auf die Halbinsel Höfði abbiegen und bis zu einer beeindruckenden Gruppe von Felsen in der Nähe der Farm Kálfaströnd wandern.

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Eine tolle Gelegenheit die Lavalandschaft aus der Nähe zu begutachten bietet das Lavafeld Dimmuborgir. Auch wenn das Cafe neben dem Parkplatz im Winter geschlossen ist, hat man von hier einen weiten Blick über die verschneiten Felsformationen. Neben dem Lavafeld wacht der Ringwall des Kraters Hverfjall über die Vulkanlandschaft. Auf mehreren Wegen kann man das Lavafeld durchqueren und ein paar besondere Felsen entdecken. Dimmuborgir bedeutet übersetzt "Dunkle Burgen", eine Anspielung auf die außergewöhnlichen Formen der Lavafelsen. Einige Felsen bilden Bögen oder Löcher, unter anderen finden sich Höhlen, wie die Kirkja, und wiederum andere werden als Elfen oder Trolle beschrieben. Mit den einzigartigen Felsen und verschiedenen Wanderwegen erinnert uns Dimmuborgir ein wenig an den Bryce Canyon Nationalpark.

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Am späten Nachmittag statten wir der Grjótagjá einen Besuch ab. Die Höhle liegt an der Verwerfungszone zwischen den Kontinentalplatten. Aufgrund der geothermalen Aktivität ist der See im Inneren der Höhle angenehm warm. Im Schnee ist der Höhleneingang schwierig zu finden. Steil führen die Stufen in die Höhle hinab. Ein Schwall warmer feuchter Luft kommt uns beim Abstieg entgegen. In der Höhle baden ein paar ältere Männer, sodass wir lieber keine Fotos aufnehmen.

Schon bei Dimmuborgir hatte der Ringwall des Hverfjall unsere Blicke auf sich gezogen. Auch im Winter kann man auf dem Rand des Kraters entlang laufen. Kurzzeitig überlegen wir den Hverfjall zu besteigen, aber nachdem die Zufahrt im Winter nicht geräumt wird und die Wanderung zum Krater einfach 3 km beträgt, entscheiden wir uns stattdessen zu unserem Hotel in Laugar zurückzukehren und den Hot tub vor der Haustür auszuprobieren. Die riesige Badewanne ist angenehm warm, vielleicht sogar ein bis zwei Grad zu warm. An ein heißes Bad zum Ausklang des Tages könnten wir uns gewöhnen.

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