Glen Coe

05.08.2018

Vor dem nächsten landschaftlichen Highlight tanken und stocken wir die Vorräte bei Aldi in Fort William auf. Wie auf der Isle of Skye ist unser Hostel bis zum letzten Bett ausgebucht.

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Nur einige Minuten entfernt von Fort Williams steht das Glenfinnan Viadukt, das der Hogwarts Express in den Harry Potter Filmen passiert. Auf dem kleinen Parkplatz drängen sich die Autos und müssen minutenlang rangieren, um das Gedränge aufzulösen. Nach kurzem Fußweg blicken die ersten Pfeiler und Torbögen der Eisenbahnbrücke zwischen den Bäumen hervor. Zwischen den 30 Meter hohen Pfeilern führt der Weg auf die am Hang liegende Seite des Viadukts, von wo sich der typische Blick auf die gebogene Brücke auftut. In wasserfesten Jacken stehen ungewöhnlich viele Menschen entlang des matschigen Hangs. Es scheint so, als würden sie auf etwas warten. Und tatsächlich sind wir genau zur richtigen Zeit gekommen, denn um 10:45 Uhr soll "The Jacobite" die Brücke passieren. Der von einer Dampflokomotive gezogene Museumszug überquert dad Viadukt zweimal täglich auf der Hin- und Rückfahrt von Fort William nach Mallaig. Die Rückfahrt geht am Nachmittag. Mit dem Zeitpunkt erklärt sich auch die schwierige Parkplatzlage.

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Geduldig warten die Schaulustigen mit gezückten Fotoapparaten auf die Ankunft des Zugs. Zwei Minuten später kündigen Dampfschwaden und ein tuckernes Fauchen den anrollenden Zug an. Dann kommt die Dampflokomotive hinter der Biegung hervor. Aus den Fenstern blitzen die Kameras der Passagier immer wieder kurz auf, während der Zug das Viadukt befährt. Zur Freude aller Schaulustigen stößt der Lokführer in der Mitte der Brücke eine extra Wolke an Dampf aus und hupt dreimal. So schnell wie der Zug erschienen ist, genauso schnell ist er hinter der nächsten Biegung wieder verschwunden. Nachdem der Dampf verflogen ist, löst sich die Versammlung sofort auf. Der wenige Minuten später das Viadukt passierende ScotRail Zug wird nur von wenigen zur Kenntnis genommen.

Südöstlich von Fort William liegt das wundervolle Tal (Glen) Coe. Das etwa 700 Meter breite Tal vulkanischen Ursprungs liegt tief eingebettet zwischen einer Reihe von einzigartigen Bergspitzen auf der südlichen und einem massiven Felshang auf der nördlichen Seite. Heute hängen die Wolken tief, sodass wir die Bergspitzen nur erahnen können. Die einzigartigen Gipfel sind auch eine beliebtes Ziel für Wanderungen.

Zunächst haben wir uns den Beinn a Chrulaiste kurz vor dem östlichen Taleingang vorgenommen. Von dessen Spitze soll man auf einen fantastischen Blick auf den gegenüberliegenden Buachaille Etive Mor haben. Nach einer guten Stunde steilen Aufstiegs über matschige Wiesen erreichen wir eine runde Erhöhung - den Stob Beinn a Chrulaiste. Es lohnt sich nicht weiter hochzuklettern, denn schon wenige Meter weiter oben belagert eine helle Wolkenwand den Hügel und versperrt die Sicht. Auf einer Höhe von 639 m bietet sich bereits der versprochene spektakuläre Ausblick auf den faszinierenden Nachbarberg Buachaille Etive Mor, dessen Spitze ebenfalls von Wolken verdeckt ist, sowie zum Taleingang, in dem die Straße scheinbar versickert. Auf dem bewachsenen Hang im Westen ist ein Teil des West Highland Trails zu sehen. Die beliebte Mehrtageswanderung von Milngavie bei Glasgow nach Fort William führt nahe am Taleigang vorbei.

Beim Frühstück in unserem B&B in Kinlochleven lernen wir zwei Israelis gehen, die vor der letzten Etappe nach Fort Williams stehen. Ihre Koffer werden abgeholt und zur nächsten Unterkunft gebracht. Trotz der schlechten Wetteraussichten begegnet uns am Morgen buchstäblich ein kleiner Lichtblick: die eigenwillige Katze der Gastgeberin mit dem hoffnungsvollen Namen Sunshine gesellt sich zu uns während dem Frühstück.

Wir haben heute ebenfalls eine große Tour geplant zum Gipfel des Bidean nam Bian. Der Weg beginnt an einer der zahlreichen Parkbuchten auf halber Höhe im Tal. Vom Parkplatz bietet sich ein toller Ausblick auf die Three Sisters auf der anderen Seite des Tals. Schon um 8:30 Uhr halten die Reisebusse für einen kurzen Fotostopp. Nachdem wir den Fluss Coe überquert und und einem idyllischen Wasserfall folgend zwischen zwei der drei Schwestern geklettert sind, öffnet sich ein weites Tal mit felsigem Grund. Der Name "Verlorenes Tal" oder Coire nan Lochan liegt vermutlich an der versteckten Lage, denn so wie man die Straße und den Ausgangspunkt der Wanderung von hier nicht sehen kann, so ahnt man am Parkplatz nichts von einem Tal zwischen den Berghängen.

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Mittlerweile lässt der Dauerregen nach und ein paar Risse in der Wolkendecke lassen einige Sonnenstrahlen hindurchdringen. Drei oder vier campingbegeisterte Wanderer haben ihre Zelte im Tal aufgeschlagen.

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Am hinteren Ende des Tals führt ein ausgetretenen Pfad entlang einiger Wasserfälle auf den zugigen Bergkamm, von dem sich eine wunderbare Aussicht über das verlorene Tal bietet. Von hier ist auch die Autostraße zu sehen, wenn auch in weiter Ferne. Auf der einen Seite vom Kamm kann man den Stob Coire nan Lochan besteigen, während der Bergrücken auf der anderen Seite zum Bidean nam Bian hinauf führt.

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Der weitere Aufstieg lohnt sich heute nicht, da der Gipfel wieder einmal in Wolken gehüllt ist. Wir sind gerade rechtzeitig gekommen, um die begrünten Berghänge fleckenweise im Sonnenlicht aufleuchten zu sehen. Mit einer unglaublichen Dynamik ziehen wenige Minuten später neue Wolken über den Kamm und lassen das Tal für den Rest des Tages im Dunkeln verschwinden. Erneut beginnt es zu regnen und der Regen hat auch gegen Abend kein Erbarmen, sodass wir uns ins Hostel zurückziehen.

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Wegen des bescheidenen Wetters überspringen wir am nächsten Morgen einige Fotostopps am Fluss Coupall und erreichen schließlich das Klichurn Castle. Von der vor 1449 errichteten Burg und einigen Umbauten in späteren Jahren ist ein Großteil der Mauern erhalten geblieben und sogar das zweite Stockwerk ist begehbar. Sir Colin, der erste Lord von Glenchory, wählte mit dem Nordostufer des Loch Awe einen landschaftlich ansehnlichen Standort für seine Burg. Die Burg wurde lediglich einmal eingenommen, nämlich von der königlichen Armee im Jahr 1654.

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Anstatt eines Besucherzentrums begrüßt diese zottige Hochlandkuh die Besucher am Eingang zur Burgruine. Nachdem wir nun endlich auch ein Bild einer Hochlandkuh aufnehmen konnten, ist es an der Zeit die Highlands hinter uns zu lassen.

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