Ånderdalen
Am nächsten Morgen werden wir vom Prasseln der Regentropen auf das Autodach geweckt. Der obligatorische Blick in die Wetter-App verrät, dass es nach einem regenreichen Vormittag gegen Mittag aufklaren soll und wir uns am Abend auf Sonnenschein bei wolkenfreiem Himmel freuen dürfen. Tagesziel ist der Ånderdalen Nationalpark im Süden Senjas. Mit zahlreichen Bergen, Wald, Moor und Küstenstreifen bietet der Nationalpark einen vielfältigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Mit viel Glück kann man Rentiere und sogar Elche beobachten.
Bei der Anfahrt stoppen wir kurz beim Senjatrollet zur Entleerung des Abwassers und zum Auffüllen des Frischwassers. Eine kleine, traurige Trollfigur am Rande des Parkplatz hält ein Schild mit dem Wort "Closed" in den Händen. Mit eine Höhe von knapp 17,96 Metern galt der Senjatrollet als größter Troll der Welt und als Hauptattraktion eines Erlebnisparks. Seitdem der Senjatrollet im Frühjahr 2019 abbrannte, steht der Park zum Verkauf. Die Straßenschilder auf halb Senja wurden allerdings noch nicht abmontiert.
Auf der Weiterfahrt überholen wir ein eigentümliches Baustellenfahrzeug. Das Fahrzeug hat am Heck einen Bohr- und Greifarm sowie einen Köcher mit roten Stecken montiert. Mit dem Bohrer bohrt es alle paar Meter ein Loch in den Boden am Straßenrand und stellt einen der Stäbe darin auf. Vermutlich bereitet sich Senja bereits auf den ersten Schneefall im kommenden Winter vor.
[1730]Weil uns die roten Hütten am Straßenrand gefallen, halten wir kurz an und schauen uns genauer um.
Schließlich erreichen wir den Camplingplatz Tranøybotn beim Ånderdalen Nationalpark. Mit Sicherheit könnte man Tage in Ånderdalen verbringen. Der Nationalpark ist ein Paradies für Wanderer, aber nur wenige Ausgangspunkte sind mit dem Auto ereichbar. Wir entscheiden uns für die Wanderung zum Andervatnet. Der erste Abschnitt läuft sich bequem auf einem frisch angelegten Schotterweg. Als der Schotterweg mit einem Wendehammer endet, folgen wir geradewegs dem dahinter beginnenden Waldweg. Aufgrund der hölzernen Pflöcke mit den roten Markierungen wähnen wir uns auf dem richtigen Weg zum Andervatnet. Schließlich dreht der Pfad in Richtung Meer zurück. Erstaunt blicken wir auf das GPS und erkennen, dass wir uns verlaufen haben. Zurück am Ende des Schotterwegs erkennen wir die Abzweigemöglichkeit weiter hinein in den Nationalpark und folgen der Abzweigung.
[1731]Abschnittsweise führt der Weg auf Holzplanken über Moor, das auf der Karte blau strafiert markiert ist. Ansonsten ist der Untergrund sehr matschig und man versinkt auch mal mit dem ganzen Schuh im Schlamm. Nach drei Kilometern wartet ein Picknickplatz mit Feuerstelle. In einem kleinen Häuschen lagern Holzscheite für ein Lagerfeuer und sogar eine vom Ruß geschwärzte Teekanne steht bereit.
[1732]Nach drei weiteren Kilometern erreichen wir den Andervatnet und eine offene Hütte am Seeufer. Laut Hinweisschild am Eingang darf jeder diese Hütte benutzen und sogar darin übernachten. Drei Betten stehen bereit, dazu ein Ofen zum Heizen und zwei Kochplatten mit Gasbetrieb. Im anhaltenden Nieselrägen hätte man Lust den Ofen anzuschüren. Aufgrund der Sorge uns nicht mehr losreißen zu können, machen wir uns stattdessen auf den Rückweg. Auf dem gleichen Weg geht es die 6km lange Strecke zurück zum Parkplatz.
Sukkertoppen
[1733]Der Sukkertoppen ist ein 456 Meter hoher Berg in der Nähe von Hamn i Senja. Vom Gipfel hat man einen gigantischen Blick auf die unzähligen kleinen Inseln in der malerischen Bucht und auf die gegenüberliegende Bergkette. Nachdem wir uns ausgemalt haben, wie die Inseln im Abendlicht leuchten, wollen wir dieses Schauspiel in Realität sehen. Bei unserem ersten Anlauf am vorherigen Abend hat uns die Wolkendecke leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mit der optimistischen Wettervorhersage für den heutigen Abend wagen wir einen zweiten Anlauf.
Der Anfang ist leicht zu bewältigen und bietet immer wieder schöne Ausblicke auf die zurückliegende Bucht und das Ferienresort Hamn i Senja. Nach den üppigen Regenfällen am Morgen und den vereinzelten Schauern am Nachmittag ist der Weg matschig und rutschiger als gestern. Trotzdem helfen uns die Erfahrungen von der gestrigen Besteigung heute schneller voranzukommen. Auf dem letzten Abschnitt vor dem Gipfel steigt der Pfad steil an und ist mit einem Seil gesichert.
[1734]Vom Gipfel bestauen wir den traumhaften Ausblick über die Bucht. Die Sonne ist nicht zu sehen, dafür glitzert ihre Spiegelung gleißend im Meer. Die Wolken ziehen schnell in nördliche Richtung und lassen uns auf ein Wolkenloch hoffen.
[1736] [1737]Tatsächlich werden einige Inseln und die Berghänge der gegenüberliegenden Berghänge für wenige Minuten in einen sanften Rotton getaucht, doch ein größeres Wolkenloch bleibt leider aus. Immerhin haben wir heute etwas mehr Abendlicht bekommen, aber ansonsten ist die Wetterlage beinahe identisch wie am vorherigen Abend (nächstes Foto). Mit dem wechselhaften Küstenwetter tut sich die norwegische Wetterdienst anscheinend nach wie vor schwer.
[1729]Als das Licht nachlässt, machen wir uns an den Abstieg. Nach Sonnenuntergang verziehen sich die Wolken, doch die Dunkelheit bricht bereits herein.
[1738]
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