Austurland

27.08.2016

Seit Jökursárlón ist uns kaum ein Reisebus mehr begegnet. Vermutlich ist für viele mit dem Flugzeug in Keflavik angekommene Touristen der am weitesten vom Flughafen entfernte Punkt mit der Gletscherlagune erreicht. So kann vermutlich nur ein Bruchteil der Islandurlauber erleben, wie sich die vorher baumfreie und raue Landschaft langsam mit Vegetation füllt. [1114]

In Egilsstaðir lädt das Waldgebiet Selskógur zu Spaziergängen ein. Wenngleich die Bäume kaum höher als normale Christbäume werden, stellt das Waldgebiet gerade für die Isländer eine Besonderheit dar. Anders ist hier auch, dass Egilsstaðir weit im Inneren des Landes liegt und nicht an der Küste wie fast alle anderen großen Städte. Obwohl der Ort erst 1947 gegründet wurde, wird er als das Zentrum des Ostens bezeichnet und zählt 2332 Einwohner, eine beachtenswerte Zahl für isländische Verhältnisse.

Nach einer abenteuerlichen Fahrt erreichen wir am Abend Egilsstaðir. Über einen Gebirgspass haben wir uns von der Küste ins Landesinnere durchgeschlagen. Leider ruhte sich eine Wolkendecke auf den Serpentinen aus, sodass Carl kaum den Straßenrand hatte ausmachen können. Einige Ziele an der Küste mussten wir ebenfalls wegen dichten Nebels ausfallen lassen.

Erstaunlicherweise ist Island besser mit mobilen Daten ausgestattet als mit Radiowellen. Auf dem Gebirgspass wie bisher überall können wir problemlos mithilfe von Google Maps navigieren. Dagegen knackt und rauscht das Autoradio meist. Auf der Suche nach Sendestationen bliebt das Autoradio höchstens bei einem oder zwei Sendern stehen, der sein Programm mit vielen isländischen Inhalten und Werbung gefüllt hat, von denen wir nichts verstehen.

Neben Egilsstaðir erstreckt sich der langgezogene See Lagarfljót. Ähnlich wie im Loch Ness gibt es Gerüchte über einen riesigen Wurm, der zum ersten Mal nach Aufzeichnungen aus den Jahr 1345 gesichtet wurde. Der Sage nach legte ein Mädchen einen goldenen Ring mit einem kleinen Wurm in eine Schatulle in der Hoffnung, der Wurm würde das Gold vermehren. Als sie nach einiger Zeit die Schatulle erneut öffnete, war anstatt des Golds der Wurm so groß gewachsen, dass sie verschreckt die ganze Kiste in den See warf. Nachdem das Monster ganze Dörfer in Angst und Schrecken versetzt hatte, brachten Magier es fertig den Wurm an Kopf und Schwanz an den Grund des Sees zu ketten. Seitdem gibt es immer wieder angebliche Sichtungen des Monsters.

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Nicht weit vom Lagarfljót befinden sich die beiden Wasserfälle Litlanesfoss und Hengifoss. 30 Gehminuten vom Parkplatz entfernt springt der Litlanesfoss inmitten von langen Basaltsäulen über die einzelnen Stufen. Dahinter sieht man bereits den Hengifoss, der mit seinen stolzen 128 m der zweithöchste Wasserfall Islands ist. Die eindrucksvolle Rückwand verfügt abwechselnd über Basaltgestein und rote Sedimente, die sich im Tertiärzeitalter gebildet haben.

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Wir nutzen ein kurzes Regenloch, um einen Ausflug zum Gufufoss nahe der Stadt Seyðisfjörður zu machen. Von den Berghängen stürzen unzählige weitere Wasserfälle herab. Die Sturzbäche scheinen aus dem Nichts zu kommen, denn ihr Ursprung ist über den Wolken verborgen.
In Seyðisfjörður legt übrigens die Autofähre aus Dänemark nach dem Zwischenstopp bei den Färöer Inseln an. Für viele beginnt und endet die Reise durch Island hier. Für uns ist in etwa der Mittelpunkt erreicht.

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Weil wir heute noch nicht genug Wasser gesehen haben, suchen wir den Parkplatz zum Fardagafoss wenige Kilometer östlich von Egilsstaðir auf, warten den nächsten Regenschauer ab und begeben uns auf den kurzen Aufstieg zum Wasserfall, hinter dem sich eine begehbare Höhle befinden soll. Obwohl wir nur wenige Meter vom Wasserfall entfernt angelangt sind, baut sich eine Wolkenwand dazwischen auf und es beginnt erneut zu tröpfeln.

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In Anbetracht der bescheidene Wetteraussichten für den nächsten Tag beschließen wir kurzerhand den Osten hinter uns zu lassen und ins Nordland weiterzuziehen.
Gerade als wir den Beschluss gefasst haben, vermeldet die Sonne unerwartet ein Lebenszeichen. Obwohl es immernoch regnet, durchbricht eine helle Kugel die Wolkendecke. Für ein Foto müssen wir mehrmals die Linse trocken wischen.
Trotz der netten Überraschung treten wir wenig später die Fahrt in den Norden an.

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Patin
05.09.2016
schöne Bilder. Ich will ja nich nörgeln, aber ich vermisse die Polarlichter :)
Ich wünsch euch noch ein paar schöne letzte Tage. Gute Heimreise.
Claudia und Gerald
07.09.2016
Hallo ihr zwei,
es war und ist mal wieder wunderbar, euch über die Bilder und Texte auf der Reise zu begleiten. Trotz Regen und Nebel, die Landschaft ist gigantisch. Noch eine schöne Zeit. Bis bald, wir freuen uns auf euch!
Liebe Grüße