Am nächsten Morgen werden wir von der Autovermietung abgeholt. Unser Begleiter als Fahrzeug und Hotel zugleich für die nächsten Wochen wird auf den Namen Carl der Campervan getauft. Carl erscheint größer als erwartet, verfügt über eine zum Bett umklappbare Rückbank und ein Waschbecken, das aus dem Wasserkanister versorgt wird. Strom für Kühltruhe und Standheizung kommen aus einer zweiten Batterie an Bord. Bis auf die F-Straßen, die man nur mit Vierradantrieb befahren sollte, dürfen wir damit alles auf und abseits der Ringstraße erkunden gehen.

Bevor wir Reykjavik verlassen, wollen wir im Supermarkt unsere Vorräte aufstocken. Nachdem uns gerade kein rosanes Schweinchen über den Weg läuft (das ist das Logo der hiesigen Bonus Supermarktkette), tauschen wir bei Kronan einen guten Sack isländischer Kronen gegen Nudeln, Reis und Kartoffeln ein.
Jetzt aber nichts wie los! Immerhin konnten wir heute feststellen, dass unsere Schatten auch mitgeflogen sind, denn die Sonne strahlt zum ersten Mal seit unserer Ankunft.

Gleich das erste Ziel wird zur ersten Bewährungsprobe für den weißen Campervan. Da es schon mittag ist, wollen wir zunächst die Ziele um die Hauptstadt meiden, zu denen zahlreiche Touristenbusse vermutlich schon am Morgen aufgebrochen sind.

Etwas weiter im Landesinneren liegt der Haifoss, der von der Fallhöhe dritthöchste Wasserfall Islands. Die letzten Kilometer führen von der asphaltierte Straße auf einen Schotterweg. Im Schritttempo geht es nur mühselig voran und bei einer steinigen Steigung beschließen wir schließlich das Auto stehen zu lassen und den restlichen Weg zu Fuß zurückzulegen. Gelegentlich kommen uns Autos entgegen, beinahe alle mit Vierradantrieb, und einige mit so riesigen Reifen, mit denen man bei der Monstertruckshow teilnehmen könnte.

Eine idyllischer Wasserfall auf dem Weg zum Haifoss

Mit einer Höhe von 122 Metern wäre ein Ritt auf dem Haifoss mindestens genauso gefährlich wie auf einem echten Hai.

Nach einer kühlen Nacht erwachen wir neben dem Großen Geysir, der alle paar Minuten ausbricht. Rundherum dampft es aus weiteren heißen Quellen. Es ist noch früh und nur erstaunlich wenige Besucher sind unterwegs.

Unweit des Geysirs lockt der Gullfoss, der goldene Wasserfall, mit einer gewaltigen Wassermenge die Heerscharen an. Das Besuchercafe hat noch nicht geöffnet, aber die Anzahl an Busparkplätzen lässt erahnen, wie es hier zugehen kann.

Der große Geysir und der Gullfoss gehören zum Golden Circle, einer beliebten Reiseroute. Diese komplettiert eine Besuch im Nationalpark Þingvellir. Hier treffen die eurasische und die nordamerikanische tektonischen Platten aufeinander. Die Risse und Spalten in den Felswänden verdeutlichen, wie die Platten ca. 1-2 cm pro Jahr auseinander driften.

Eine der Hauptattraktionen des Nationalparks ist der Wasserfall Öxarárfoss. Anschließend fließt der Öxarár weiter durch die Almannagjá Schlucht.

Seit seiner Gründung im Jahr 930 hielt das Parlament Althing bis ins Jahr 1798 seine Versammlung hier ab. Trotz der vielen Besucher gefällt uns der Nationalpark außerordentlich gut. Für seine historische Bedeutung hat Location-Scout Grímur Geitskör, der damals für die Einrichtung des Parlaments beauftragt worden war, auf jeden Fall einen angemessen Ort gefunden.