Nach zwei bewölkten Tagen freuen wir uns auf die angekündigte Schönwetterfront. Diese lässt nicht lange auf sich warten. Nachdem wir vom Ryten zurückgekehrt sind und weiter Richtung Westen fahren, reißt die Wolkendecke auf und die Strahlen der abendlichen Sonne tauchen die Landschaft in warmes Licht.
[1616]Je weiter wir auf die südwestlicheren Inseln kommen, umso spektakulärer wird die Landschaft. Von der Straße sieht man viele zerklüftete Inseln und die schroffen Bergwände scheinen direkt aus dem Meer emporzuragen. Einer der spektakulärsten Straßenabschnitte ist die Verbindung zwischen Hamnøy und Reine, wo die E10 mehrere Inseln im Reinefjorden überbrückt.
[1613]Die roten Rorbuer an der Küste und die Berggipfel hinter dem Fjord geben einen schönen Anblick ab. In der Vergangenheit bildete der Fang und Export von Stockfisch die Lebensgrundlage der Bewohner der Lofoten. Auch wenn viele der Rorbuer heute als Ferienhäuschen vermietet werden, stehen rundherum Holzgestelle zum Trocknen von Stockfisch bereit. Zum Glück findet die Trocknung auf den Gestellen im Frühjahr statt, sodass uns der Anblick und der Geruch der skandinavischen Delikatesse erspart bleibt.
[1614] [1615]Als wir Hamnøy erreichen, liegt der berühmte Aussichtspunkt bereits im Dunkeln, aber aus dem Fjordarm leuchtet uns die tiefstehende Sonne entgegen. Eilig fahren wir die wenigen Kilometer zum Aussichtspunkt auf Reine mit Blick in den Fjordarm, doch die wenigen Parkplätze sind alle belegt und es dauert, bis wir einen Parkplatz beim Camplingplatz auf dem Pier gefunden und zum Aussichtspunkt zurückgelaufen sind. Leider sind die meisten Fotografen schon am Einpacken ihrer Stative und der Sonnenuntergang vorbei.
Umso mehr können wir es kaum erwarten, die traumhafte Umgebung bei Tageslicht zu erkunden. Am nächsten Morgen verlassen wir früh unser Wohnmobil und machen uns auf zum Reinebringen, den 442 Meter hohen Gipfel am Ortsrand von Reine. Der Reinebringen zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen der Lofotenurlauber und zeichnet sich durch einen kurzen, steilen Aufstieg zu einem fantastischen Aussichtspunkt aus. Unser Reiseführer warnt davor, dass der Weg aufgrund der vielen Benutzung und Erosion bis zum Sommer 2019 gesperrt sei, während man Sherpas aus Nepal beauftragt habe, einen neuen Weg zu befestigen. Auch wenn der letzte Abschnitt noch fehlt, ist der aus Treppenstufen behauene Weg seit Juli freigegeben. Obwohl es noch vor 8 Uhr morgens ist, kommen uns bereits die ersten Wanderer von oben entgegen.
[1617] [1618]Als wir den Sattel unterhalb des Gipfels erreichen und zum ersten Mal die Aussicht über den Reinefjorden erblicken, sind wir überwältigt. Vor uns erstreckt sich ein Panorama wie aus dem Bilderbuch. Unter uns sehen wir die Häuser von Reine und die E10, wie sie sich von Insel zu Insel schlängelt. Dahinter bietet sich ein weiter Blick in den Fjord, eingerahmt von schroffen Berghängen. Eine ganze Weile beobachten wir das Spiel der Wolken zwischen den Berggipfeln. Gelegentlich werden auch wir von einer hellen Wolke eingehüllt, die kurzzeitig die Sicht versperrt.
[1620] [1621]Vom Reinebringen könnte man weiter am Grat entlang auf den Helvete steigen, doch der weitere Weg versinkt in den Wolken. Als wir uns stattdessen an den Abstieg machen, kommen uns bereits Menschenschlangen auf den Treppenstufen entgegen. Immerhin können wir einigen erschöpften Wanderern versprechen, dass sich die Strapazen des Aufstiegs lohnen werden.
Gestern Abend lag das Fischerdorf Hamnøy bereits im Dunkeln, aber am Vormittag bilden die roten Rorbuer einen schönen Kontrast zu den zerklüfteten Klippen. Der Blick von der Brücke in Hamnøy zählt zu einem der klassischen Fotomotive der Lofoten.
[1619]Am Nachmittag nehmen wir uns den abwechselungsreichen Küstenweg von Nesland nach Nusfjord auf der Insel Flakstadøya vor. Der Weg führt über Felsen und Steine, durch Gräser und Birkensträucher und an einigen Stellen müssen wir über Geröll kraxeln. Immer wieder bieten sich schöne Ausblicke über die Küste und auf die zurückliegende Nachbarinsel Moskenesøya.
[1622]Nach zwei Stunden kündigen auf Stelzen im Wasser gebauten Holzhäuser die Ankunft in Nusfjord an. Das ehemalige Fischerdorf ist heute vor allem als Museumsdorf bei Touristen beliebt. Bei einigen Häusern stehen die Türen offen und geben den Besuchern einen Einblick in den Alltag der Fischer von früher. Wäre da nicht der Tesla Supercharger an der Hauswand, könnte man sich beinahe ins frühe 19. Jahrhundert zurückversetzt fühlen.
[1623]Wie sich herausstellt, hat uns die Wanderung an der Küste entlang die Eintrittsgebühr gespart, die mit dem Auto über die Hauptstraße angereiste Besucher bezahlen müssen. Nachdem wir unsere Eintrittsgebühr stattdessen im Museumscafe ausgegeben haben, ist es an der Zeit weiterzuziehen und einen Stellplatz für die Nacht zu suchen.
22.02.2021
22.02.2021