Mexican Independence Day

14.09.2013

Mit der Blue Line Straßenbahn fahren wir nach San Ysidro, das an der mexikanischen Grenze liegt. Je näher man der Grenze kommt, umso schäbiger sehen die Gebäude aus. Maschendraht umzäunt Supermärkte, Parkplätze und heruntergekommene Lagerhallen. Die Uhren an der Haltestelle vor der Grenze zeigen unterschiedliche Zeiten, von denen keine stimmt.

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Von der Endhaltestelle führt ein Fußweg nach Mexiko. Es geht um eine Ecke, wo das Maschinengewehr eines Soldaten drohend in den Himmel zeigt, ein Treppchen hinunter, durch einen kurzen Durchgang, in dem zwei gelangweilte Beamte für gelegentliche Kontrollen abgestellt sind, und nach einem zweiten bewaffneten Typen in Armeeuniform stehen wir schon im Land der Kakteen. Das war ja enttäuschend einfach.

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Wie zwei Gänse laufen wir hintereinander, damit sich kein Fremder an dem Rucksack zu schaffen macht, auf den wir uns heute sicherheitshalber beschränken.
Auf der Brücke nach Downtown Tijuana überqueren wir die unzähligen, auf den Grenzübertritt wartenden Autos und einen ausgetrockneten Kanal. Wasser ist durch diese Rinne sicherlich lange nicht mehr geflossen, denn der betonierte Boden ist übersäht von Plastikflaschen und Müll. Einige Männer stehen unten und rufen etwas unverständliches zu den Fußgängern auf der Brücke empor.

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Auf dem Hügel hinter den Brücke erstreckt sich eine dicht bebaute Wohngegend. Mit knapp 1,5 Mio. Einwohnern zählt Tijuana zu den größten Städten Mexikos. Bestimmt könnte man in den kleinen Gassen zwischen den Häusern interessante Fotos aufnehmen, doch wir fühlen uns nicht sicher. Zudem stinkt es bestialisch.

[311] Händler inmitten der auf den Grenzübertritt wartenden Autos

Während wir auf der Avenue de la Revolucion weiter hinein nach Tijuana laufen, werden wir ständig von Händlern angesprochen, die uns in ihre Läden ziehen wollen. Neben der Einladung in Souvenirläden lehnen wir allerlei Kaugummis, Rosenkränze und Sammlermünzen ab.

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Die Hauptstraße ist geschmückt mit Girlanden in den Farben der mexikanischen Flagge. Auf einer kleinen Bühne singen abwechselnd Einzelkünstler und Gruppen mit Gitarre, Bass und Geige. Obwohl die typisch mexikanische Musik durch die scheppernden Lautsprecher kaum zu ertragen ist, bleiben die meisten Mexikaner lange stehen und lauschen gespannt.

Wir wollen echt mexikanisch essen gehen und suchen uns ein Restaurant. Besser gesagt, wir werden gesucht. Der Kellner, der uns von der Straße gelockt hat, gibt sich alle Mühe, die Menukarte auf Englisch und die Preise von Pesos in Dollar zu übersetzen.

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Bene ist mit seinem Corona Bier zufrieden. Das Essen ist gut. Vegetarier sollten allerdings den achtlagigen Burrito vom Del Taco als kulinarische Fast Food Alternative in Betracht ziehen.

Während wir essen treten ein paar Mexikaner an unseren Tisch und bieten ihre Gaben an. Wir lehnen alle Armbanduhren, Schuhputzer und Polaroid-Fotos dankend ab. Der Nebentisch kann von den Ständchen für $3 pro Lied gar nicht satt werden.

[312] Der mexikanische Kumpel ist hellauf begeistert von einem Dollar Trinkgeld

Ein Amerikaner aus Los Angeles klärt uns auf, dass Mexiko den 16. September als Unabhängigkeitstag zelebriert. Tatsächlich stechen wir auf der bevölkerten Straße aus der Menge der Einheimischen heraus. Der Ami komme jede Woche aus Los Angeles hierher, uns hingegen reicht der Aufenthalt erstmal.

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Am frühen Nachmittag reihen wir uns in die Schlange derjenigen ein, die in die Vereinigten Staaten einreisen möchten. Die Wartenden stehen weiter als das Auge blicken kann. Obwohl wir uns unauffällig hineindrängeln, dauert es über eine Stunde, bis uns der amerikanische Grenzbeauftragte über unsere Pläne in den Staaten ausfragt. Mit nur zwei Tagen Restzeit können wir nicht mehr so groß auftrumpfen wie beim letzten Mal. Der Rucksack wird geröntgt, doch am Körper hätten wir mehr als das Bier in Benes Magen schmuggeln können.
Es fühlt sich wirklich gut an, wieder in den USA zu sein und englische Schilder lesen zu können.

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Den letzten gemütlichen Abend ohne Reisestress wollen wir am Point Loma verbringen. Von der Halbinsel soll man einen guten Blick auf den Hafen und die Stadt haben.
Blöderweise warten wir länger auf den Bus als die Sonne mit dem Untergehen warten möchte. Schließlich ziehen wir zu Fuß los. Zum Point Loma ist es zu weit., doch immerhin treffen wir auf ein stilvolles Hotel und ein edles Restaurant (Bali Hai) für den nächsten Aufenthalt in San Diego.

[316] Humphreys Half Moon Inn [319] Bali Hai Restaurant mit Meerblick

Nachdem sich der nächste Bus erst morgen früh westlich des Freeways bequemen möchte, treten wir den Rückweg zu Fuß an. Unterwegs auf den eigenen zwei Beinen kommt sich komischerweise so vor, als würde man etwas unrechtes tun. Innerlich warten wir geradezu darauf, dass uns ein Polizeiauto stoppt, aber kein Polizist möchte anhalten und sich unseren Ärger über den unmöglichen Busfahrplan anhören.

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Ein Wienerschnitzel Restaurant auf dem Weg lässt zumindest Benes Beine schneller gehen. An der Tür müssen wir feststellen, dass sich Wienerschnitzel als die weltgrößte Hotdog-Kette ausgibt und als einziges Gericht außer Hotdog vielleicht noch eine Hotdog-Wurst in der Pretzel serviert. Heimkommen hat schon seine Vorteile.

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Almuth
17.09.2013
Das Essen schaut gut aus!
Habt ja das richtige Restaurant gefunden, besser gesagt es hat euch gefunden :)
Annette
17.09.2013
So schön und eindrücklich eure Schilderungen, ich hatte gleich ein "komisches" Gefühl mit euch in Mexiko!
Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, müsstet ihr heute (17.09.) ja wieder auf dem Heimweg/flug sein. Schade, für mich hätte es ewig so weiter gehen können, aber ich hoffe doch sehr, dass ihr auch einmal die anderen,nicht veröffentlichten Bilder zeigt und bedanke mich für diese unterhaltsame, tolle Berichterstattung. Gute Heimreise!
LG, Annette