Snæfellsnes

13.03.2020

Wasserfälle, Klippen, Sandstrände, Lavafelder und einen Gletscher. Die Halbinsel Snæfellsnes hat für jeden Island-Besucher etwas zu bieten. Dementsprechend freuen wir uns auf den letzten Abschnitt unserer zweiwöchigen Rundreise.

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Nach der unfreiwilligen Übernachtung in Hvammstangi folgen wir zunächst der Ringstraße nach Borgarnes und nehmen den Wasserfall Glanni auf der Strecke mit. Zwischen den schneebedeckten Felsbrocken hat sich das fließende Wasser eine Rutsche frei gehalten. Auch wenn das Licht ungünstig zum Wasserfall steht, freuen wir uns über die wärmenden Sonnenstrahlen im Gesicht.

Vom Süden kommend erreichen wir gegen Mittag endlich die Halbinsel. Auf den Feldern links und rechts neben der Straße wechseln sich weiße Schneeflecken mit gelbem Weidegras ab. Anscheinend liegt im Westen weniger Schnee als im Norden. Auch die Nähe zur Hauptstadt Reykjavik macht sich bemerkbar, denn die Straßen sind gut befahren.

Am Strand von Ytri Tunga gehen wir auf die Suche nach Seelöwen, doch die Seelöwen scheinen sich heute eine ruhigere Sonnenbank ausgesucht zu haben als den belebten Strand. Am Sandstrand liegen größere Steine aufgeschüttet. Hinter der Bucht leuchtet die verschneite Bergkette malerisch vor dem blauen Himmel.

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Kurz vor dem Fischerdörfchen Arnarstapi durchquert die Straße ein Lavafeld. Aus der Entfernung wirken die Spitzen der Lavafelsen wie Krümel von Oreokeksen inmitten der weißen Vanillefüllung.

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Als wir auf einem verschneiten Parkstreifen neben der Straße halten, um das Lavafeld aus der Nähe betrachten, biegt ein weiterer Wagen auf den Parkstreifen ab und versinkt dabei im Schnee. Jeder darf einmal das Vergnügen haben, merkt der Fahrer geschlagen an. Gemeinsam graben wir den festgefahrerenen Vorderreifen frei und legen eine Fußmatte unter den Reifen. Mit Anschieben schafft es das Auto schließlich aus dem Straßengraben.

Im Winter wie im Sommer bietet der Küstentreifen bei Arnarstapi einen spektakulären Anblick. An den schneebdeckten Spitzen der verschiedenhohen Basaltsäulen lässt sich ablesen, wie hoch die Brandung bei Flut schäumen kann. Gerade hat das Meer seinen tiefsten Stand erreicht und verschont die Basaltsäulen für einige Stunden.

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Bei unserem Besuch im Sommer hatten wir uns die Küstenwanderung nach Hellnar im Süden vorgenommen und dabei die Steinbrücke an der Küste übersehen. Beim Überqueren der breiten und leicht begehbaren Steinbrücke wird einem kaum bewusst, wie tief das Loch unter dem Felsentor ist. Vom seitlichen Blickwinkel wirkt das Felsentor dramatisch.

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Das Gestastofa Besucherzentrum hat bereits geschlossen, als wir am späten Nachmittag den Snæfellsnes Nationalpark im Westen der Insel erreichen. Eine Weile beobachten wir das malerische Spiel der Wellen vor den Lóndrangar, zwei charakteristischen Lavafelsen an der Steilküste. Vor dem grauen Himmel wirken die in unregelmäßigen Abständen anbrandenden Wellen irgendwie bedrohlich.

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Der Kirkjufell im Norden der Halbinsel zählt zu den meistfotografierten Bergen Islands. Eine beliebte Perspektive bietet der Blick über den gleichnamigen Wasserfall mit der einzigartigen Bergspitze im Hintergrund. Um den regen Besucherstrom zu bewältigen, wurde ein neuer Parkplatz an der Oberseite des Wasserfalls angelegt mit wesentlich mehr Platz als die frühere Parkbucht am Fuß der Fälle. An diesem Abend wirkt die riesige Parkbucht nahezu verlassen.

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Der Kirkjufellfoss ist fast vollständig eingefroren. Die übliche Form des Wasserfalls ist zu Eis erstarrt. Wie durch einen Vorhang kann man hinter der halbtransparenten Eisoberfläche das Wasser tropfen sehen.

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In der Hoffnung auf Polarlichter haben wir eine Unterkunft in Grundarfjördur für zwei Nächte gebucht. Die erste Übernachtung ist dem Schneesturm zum Opfer gefallen. Beim Betreten der Unterkunft stellt sich schnell heraus, dass es um die verpasste Nacht nicht schade ist. Wir sind froh, als wir am nächsten Morgen wieder im Auto sitzen.

Immerhin führt die Fahrt einmal mehr am Kirkjufell vorbei. Einige orangen Wölkchen locken uns ein weiteres Mal aus dem Auto.

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Über den Bergpass wechseln wir von der Nord- auf die Südseite der Halbinsel und werden unerwartet von grellen Sonnenstrahlen begrüßt. Im warmen Sonnenlicht wirken die Lóndrangar weniger bedrohlich. Dafür fährt uns der unablässige Wind in die Glieder. Auf der Straßenkarte klettert die Windgeschwindigkeit der Böen über die Marke von 20 m/s. Nach wenigen Fotos ziehen wir uns ins Auto zurück.

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Glücklicherweise hält sich der Wind am Strand Djúpalónssandur in Grenzen. Hinter dem Strand erhebt sich eindrucksvoll der spitzkegelige Gipfel des Snæfellsjökull. Der Pfad vom Parkplatz hinab zum Strand heißt Nautastigur und ist gesäumt von eindrucksvollen Felsformationen. Auf halbem Weg zum Wasser liegen vier Steine unterschiedlicher Größe im Sand. Einer Geschichte nach maßen die Fischer ihre Kräfte anhand der Steine, indem sie diese auf ein Felsplateau hievten. Der Stein mit dem Namen Ganzstarker wiegt 154 kg, der Halbstarke 100 kg, der Brauchbare wiegt 54 kg und der Schwächling bringt 23 Kilo auf die Waage. Um einen Bootsanlegeplatz in der Bucht von Dritvik zu ergattern, musste man mindestens den Brauchbaren auf das Felsplateau heben können.

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Trotz des steilen Kieselstrands laufen die Wellen beachtlich weit aus. Mit der Sonne im Rücken und geschützt vom Wind zwischen den Klippen könnte man ein Badetuch am Strand auslegen und sich die Sonne auf den Pelz brennen lassen.

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Auf dem Rückweg statten wir der Schlucht Rauðfeldsgjá einen Besuch ab. In der verschneiten Landschaft ist die geheimnisvolle Felsspalte schwieriger zu erkennen als im Sommer. Die zwei parkenden Geländewagen abseits der Straße verraten uns, dass wir an der richtigen Stelle sind. Um zum Eingang der Schlucht zu gelangen, muss man an einem steilen aber ungefährlichen Schneehang durch den Tiefschnee stapfen. Wieder einmal sorgen die Microspikes für guten Halt. Durch den schmalen Durchgang am Eingang der Höhle sprudelt im Sommer ein kleiner Wasserfall, sodass man wasserfeste Kleidung zur weiteren Begehung der Klamm benötigt. Im Winter kann man auf dem festgetretenen Schneeboden weiter in die Klamm klettern. Unsere Stirnlampen brauchen wir bei dem hellen Schnee nicht einschalten. Die enge Felsspalte erinnert an einen westamerikanischen Slot Canyon. Eine der Seitenwände ist von einer meterhohen Eisschicht überzogen. Wir klettern bis zu einem aus einer schattigen Felsspalte sprudelnden Wasserfall und kehren dann auf dem losgetretenen Schnee vorsichtig um.

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Vom Ausgang der Schlucht Rauðfeldsgjá bietet sich ein weiter Blick über die Südküste der Halbinsel Snæfellsnes.

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Als letzte Station auf der Halbinsel stoppen wir bei den Gerðuberg Klippen. Als hätte jemand eine Mauer errichtet, erstrecken sich die Basaltsäulen wie in einer Reihe aufgestellt für einen halben Kilometer. Wie eine Decke hängt der Schnee auf und zwischen den Säulen. Die Nachmittagssonne lässt die Basaltsäulen und den vom lehmigen Untergrund ohnehin rötlichen Schnee warm aufleuchten. Der Wind hat stromlinienförmige Spuren in den Schnee geschnitten.

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Am Nachmittag nimmt der Wind auf der Südseite der Halbinsel weiter zu. Nach dem Blizzard vor wenigen Tagen verlassen wir die gefährdete Snæfellsnes-Halbinsel lieber zeitig in Richtung Borgarnes. Wir kommen gerade rechtzeitig an, um uns einen Platz für den Sonnenuntergang zu suchen. Zunächst stoppen wir beim Wasserturm, von dessen begehbarem Dach man die umliegenden Häuser der Kleinstadt überblicken kann.

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Letztendlich entscheiden wir uns etwas näher ans Wasser zu fahren. Unterhalb des Brakin Monuments bietet sich ein toller Ausblick über den Fjord Borgarfjörður auf den Hafnarfjall, der vor vier Millionen Jahren beim Erkalten eines Vulkans entstand. Im Abendlicht leuchten die Spitzen der Berge in organenen Farben.

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