Vestrahorn

26.08.2016

Nächster Halt nach Jökursárlón ist die Stadt Höfn im Südosten, wo wir unserer Vorräte aufstocken. Erst beim zweiten Blick wird einem bewusst, dass einige Artikel wie Multivitaminsaft, Schokolade und Gewürze von deutschen Marken stammen und die gleiche Verpackung mit deutsche Beschriftung wie zuhause tragen. Dagegen ist das Icelandic Spring Water für den Verkauf auf dem nordamerikanischen Markt ausgezeichnet.
Die wenigen Bierdosen, die im Supermarkt verkauft werden, dürfen übrigens einen Alkoholgehalt von 2,25 % nicht übersteigen. Das Wassergemisch, was als Viking Lettöl verkauft wird, kann auf jeden Fall geschmacklich keinen Wikinger vom Hocker hauen. Härten Alkohol findet man ausschließlich im staatlich kontrollierten Vínbúð, Bier übrigens erst seit der Aufhebung der Prohibition am 1. März 1989.

Nachdem es seit heute morgen ununterbrochen regnet, bietet das örtliche Schwimmbad eine willkommene Abwechslung zum kalten Wetter. Neben dem Schwimmerbecken und einer Wasserrutsche gibt es zwei Hot Pools, einen mit 36-38 °C und einen mit 40-42 °C warmem Wasser. Beim mit 3-5 °C angepriesenen Wassertrog lassen wir ein paar hart gesottenen Isländern lieber den Vortritt. Die Damenumkleide verfügt sogar über eine camperfreundliche Zentrifuge zum Trocknen der Badebekleidung.

Normalerweise hätten wir das Wikingercafé links liegen gelassen, aber inspiriert von einigen Bildern auf Instagram statten wir dem Café einen Besuch ab. Es liegt sudöstlich von Höfn am Rand des Bergs Klifatindur, wegen dem wir eigentlich hier sind. In der Spiegelung des Berges in der Meeresbucht soll das Vestrahorn, ein Teil des Berges, besonders schön zum Ausdruck kommen.

Bevor wir den holprigen Weg zum Leuchtturm von Stokksnes befahren dürfen, sind eine stolze Menge Kronen an den unsympathischen Besitzer des Cafés zu entrichten.

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Am Fuß des Berges überrascht uns einsam in der Landschaft stehend ein Dorf mit Holzpalisaden. Haben hier wirklich Wikinger gehaust? Schon beim Näherkommen beschleicht uns der Gedanke eine Filmkulisse gefunden zu haben. Dieser Verdacht bestätigt sich beim Inspizieren der Hütten und des riesigen Steins am Rand des Dorfs, unter dem wohl ein Gefängnis liegen soll. Die Fassade aus Pappmaché ist an mehreren Stellen eingerissen und auf der Rückseite des künstlichen Felsens finden wir eine ganz andere gemauerte Kulisse. Sogar der Grasboden scheint dem Regisseur nicht hügelig gewesen zu sein, denn an einigen Stellen ist zu erkennen, wie der Rasen mit Holzpaletten künstlich angehoben wurde. Später finden wir heraus, dass das Dorf tatsächlich als Filmkulisse aufgebaut worden war, der Film jedoch nie gedreht wurde.

Heute wollen die tiefhängenden Wolken keinen Blick auf die Spitze des Vestrahorns mehr freigeben. Beim zweiten Versuch am nächsten Morgen haben wir mehr Glück. Einzelne Wolkenschleier halten sich beharrlich im Bergmassiv fest, insgesamt gefällt uns der Anblick aber sogar besser als ganz ohne Wolken.

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In den schwarzen Sand zwischen Bucht und Berg hat uns der Wind einige schöne Wellenformen gemalt.

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Während wir von einem Sandhügel zum nächsten hüpfen, zieht von einer Minute auf die andere dichter Bodennebel vom Meer heran und verdeckt die Sicht völlig. Man kann keine zehn Meter weit blicken. Wenig später beginnt es zu regnen. Wegen der vielversprechenden Wettervorhersage wollen wir dem Berg eine weitere Chance geben und klettern ein wenig an den Klippen von Stokksnes entlang. Unweit der Klippen streckt eine Robbe gelegentlich den Kopf aus dem Wasser, als wolle sie die Wetterlage checken, und taucht wieder ab.

Nach einer Stunde verziehen sich die Wolken langsam und geben uns einen ähnlichen Blick wie vorher auf das Vestrahorn frei. Mittlerweile sind auch einige weitere Besucher eingetroffen und dürfen wenige Minuten später wieder das Auftreten des alles verschluckenden Bodennebels miterleben. Das Spiel kennen wir jetzt schon, haben aber genug gesehen und begeben uns zurück zur Ringstraße.

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