Nach der Flucht aus dem Osten wollen wir an den einzigen Flecken Islands reisen, der laut dem Wettermann zum Vitamin D Tanken einlädt. Der isländische Wettermann heißt übrigens en.vedur.is und bietet umfassende Wetterkarten zu Temperatur, Bewölkung, Niederschlag und Wind. Die Vorhersagen des norwegischen Wetterdienstes yr.no können das oft umschlagende Wetter aber auch erstaunlich präzise für die nächsten 24 Stunden angeben.
[1125] [1124]Um in den Norden zu gelangen, biegen wir von der Ringstraße ab und folgen der Straße 864 östlich entlang des Jökulsá á Fjöllum, dem zweitlängsten Flusses Islands, der sich durch eine Schlucht schlängelt. Die Zustand der unbefestigte Straße ist bedürftig und Carl kann sich nur langsam durch die Schlaglöcher vorkämpfen. Nachdem wir die Abbiegung zum Dettifoss ausgelassen haben, halten wir am Hafragilsfoss und bestaunen das rote Gestein rundum den Aussichtspunkt.
[1123]Wie angekündigt lichtet sich die Wolkendecke je näher wir an die Küste nördlich vor Asbyrgi gelangen. Beim Betrachten könnte man meinen es sei ein herrlicher Sommertag mit 25 °C, tatsächlich erreichen wir heute um die 10°.
Da der Ort Asbyrgi ziemlich groß auf unsere Karte verzeichnet ist, sind wir über die überschaubare Ortseinfahrt überrascht: Eine Tankstelle, ein Campingplatz und das Visitor Center. Vermutlich zählen noch einige in der Gegend verstreute Farmen zur Stadt.
[1128]Das große Inventar von Asbyrgi ist ein hufeisenförmiger Canyon, der Asbyrgi Canyon. Einem isländischen Mythos zufolge ist die Form ein Abdruck des Pferdes von Odin, dem Göttervaters der nordische Mythologie. In Wirklichkeit entstand die außergewöhnliche Form durch besonders starke Gletscherläufe.
Vom Visitor Center folgen wir dem Kúahvammur Rundweg zunächst ein Stück durchs Tal, bevor uns einige steile Stufen auf die Oberseite der bis zu 100 m hohen Klippen führen. Die Aussicht von der Ostseite auf die Westseite des Canyons und die Felsinsel Eyjan ist gigantisch. Langsam aber stetig ziehen sich die Wolken ins Landesinnere zurück und erleuchten Meter für Meter den hinter uns liegenden Wanderweg.
[1121] [1126]Am südlichsten Punkt der Hufeisenform wechseln wir auf den Pfad nach Osten, der nach einigen Kilometern an der Schlucht Jökulsá, durch die der gleichnamige Fluss fließt. Das hier angekommene Wasser hat etwas weiter flussaufwärts den Sprung über den Dettifoss überstanden. Diesen wollen wir uns für den nächsten Tag vornehmen. Der Pfad zurück zum Visitor Center komplettiert den zwölf Kilometer langen Rundweg, für den man etwa drei Stunden braucht.
Erfreut über den Wetterumschwung wollen wir die Gelegenheit nutzen und noch am Abend zum Rauðhólar fahren, einem roten Hügel weiter südlich entlang des Canyons Jökulsárgljúfur. Im Visitor Center haben wir erfahren, dass die Straße auf der Westseite des Canyons auch mit unserem Auto befahrbar sei. Mit einiger Mühe schafft es Carl zum Parkplatz.
[1127]Eigentlich wollen wir so schnell wie möglich den roten Hügel erreichen, jedoch haben wir nicht mit den Hljóðaklettar gerechnet. Die Hljóðaklettar sind eine Reihe von einzigartigen Steinformationen aus in alle Richtungen verdrehten Basaltsäulen. Wir können gerade noch die letzten Lichtstrahlen erhaschen, bevor die Sonne über dem Canyon verschwindet. Auf dem Pfad zum roten Hügel geht es nur langsam vorwärts, zum einen wegen den bemerkenswerten Anblicken, zum anderen weil man über steinigen Untergrund klettern muss.
[1122]Als wir den roten Hügel endlich erblicken, versinkt dieser gerade im Schatten. Von unten können wir auf dem Aussichtspunkt eine Gruppe von hippi-mäßig gekleidete Jugendlichen erkennen, die gerade die letzten Sonnenstrahlen genießen. Der Geruch nach Qualm liegt noch in der Luft, als wir schließlich auch oben ankommen. Zum Glück ist die Sonne noch nicht ganz verschwunden, eine große Wolke blockt die abendlichen Sonnenstrahlen über dem Tal. Eine gute halbe Stunde warten wir im eisigen Wind auf die letzte Wolkenlücke und werden mit einigen wärmenden Sonnenstrahlen belohnt.
[1129]Am Abend bringen wir noch die restlichen Kilometer auf der unasphaltierten Straße westlich der Schlucht hinter uns und übernachten auf einem Rastplatz unweit des Dettifoss, dessen Zufahrt vom Süden gut ausgebaut ist. Am nächsten Tag soll die ganze Insel im Sonnenschein erstrahlen und das wollen wir natürlich nutzen. Ingesamt haben wir uns heute vier große Wasserfälle vorgenommen.
[1130] [1132]Wir sind eines der ersten Autos auf dem Parkplatz zum Dettifoss. Die Größe das Parkplatzes lässt erahnen, wie viele Besucher erwartet werden. Nach einem Kilometer durch eine steinige Ebene kündigt der tosende Lärm den mächtigsten Wasserfall Europas an. Über die 100 Meter breite Abbruchkante stürzen (laut Wikipedia) 193 m3/s Wasser 45 Meter in die Tiefe. Von der Westseite ist die Unterseite des Wasserfalls wegen der aufkommenden Gischt nicht zu erblicken. Der Anblick ist schier gigantisch, auch wenn wir schnell feststellen, dass uns die kleineren Wasserfälle besser gefallen.
[1131]Nichtmal einen Kilometer oberhalb des Dettifoss wartet der Selfoss mit einem friedlicheren Anblick auf. Über die zehn Meter hohe Fallhöhe bekommt der Fluss einen Vorgeschmack für den anstehenden Sprung über den Dettifoss. Gegen den grellen Sonnenschein ist unser stärkster Graufilter ND 3.0 gerade so gewachsen.
Nach dem schönen Morgen sollen heute noch zwei weitere schöne Wasserfälle folgen.
15.09.2016