Vatnajökull

06.03.2020

Das erste Foto des Tages wird von der Überwachungskamera aufgenommen, als wir um kurz nach 9 auf dem Besucherparkplatz im Skaftafell Nationalpark eintreffen. Beim Bezahlen der Parkgebühr vervollständigt das Bezahlterminal automatisch unser Kennzeichen und ergänzt sogar des Automodell.

Im Besucherzentrum erfahren wir, dass heute nur zwei Wanderwege begehbar sind. Der eine führt an den Rand des Gletschers, der andere zum Svartifoss. Wir beginnen mit der Gletscherzunge Skaftafellsjökull. Diese ist eine von ungefähr 30 Ausläufern des Vatnajökull, dem größten Gletscher Europas.

[1486]

Über Nacht hat es kräftig geschneit, sodass der Wanderweg unter einer Ladung Schnee verborgen liegt. Dem unberührten Schnee zufolge sind wir heute die ersten auf diesem Weg. Auf halbem Weg überholt uns der Schneepflug, der den Weg bis auf eine Anhöhe räumt. Auf dem geräumten Weg geht es merklich schneller voran als zuvor. Die Ausläufer des Gletschers werden immer besser erkennbar. Unter der Schneedecke schimmern bläuchliche Flecken von Eis hervor. Neben dem bläulichen Eis bieten die dunklen Gletscherspalten den einzigen Kontrast in der hellen Szene. Vom Aussichtspunkt führen gelb lackierte Pfosten ein Stück näher an den Gletscher heran. Bis auf die vereinzelten Pfosten fehlt im Schnee jeder Anhaltspunkt, wo der Pfad verläuft und wo der Gletschersee beginnt.

[1484] [1485]

Nach der Rückkunft vom ersten Ausflug machen wir uns auf den Weg zum Svartifoss. Dieser Weg ist gut ausgetreten von den vielen Besuchern, die schon seit dem Morgen unterwegs sind. Keine 30 Minuten später erreichen wir den Aussichtspunkt vor dem Wasserfall und steigen auf dem Pfad weiter hinab zum Fuß des Wasserfalls. Rund um die Stelle, wo das Wasser auftrifft, wächst ein Loch aus Eis empor wie ein eiserner Mund. An den Basaltwänden hängen gewaltige Eiszapfen.

[1487] [1488]

Einige Kilometer weiter entlang der Ringstraße biegen wir zum Svínafellsjökull ab, ein weitere Gletscherzunge des Vatnajökull. Dankenswerterweise haben schon andere Autos ihre Spuren hinterlassen, ohne die wir an der Befahrbarkeit der schneebedeckten Straße gezweifelt hätten. Auf halbem Weg parkt ein Auto mitten auf der Straße, daneben noch eins. Um nicht den Pannendienst holen zu müssen, tasten wir uns vorsichtig vor, parken neben den anderen zwei Wagen und stapfen die restliche Strecke zum eigentlichen Parkplatz zu Fuß durch den Tiefschnee. An einem schönen Tag bietet sich von hier eine großartige Aussicht auf den Gletscher. Bei unablässigem Schneefall können wir nur die Umrisse der schneebedeckten Eiszacken ausmachen, sind aber trotzdem von der Nähe des Gletschers beeindruckt.

[1489] [1491]

Zurück am Auto erleben wir mit, wie der Mietwagen eines französischen Paars im Schnee stecken bleibt. Mit den umstehenden Touristen eilen wir zu Hilfe. Ein Tourist aus Colorado rät dem Franzosen, die Fußmatten aus dem Auto unter die Reifen zu legen. Mit vereinten Kräften schaffen wir es, das festgefahrenen Auto zu befreien.

[1476]

Die berühmteste Gletscherzunge des Vatnajökull ist vermutlich der Breiðamerkurjökull zusammen mit der Gletscherlagune Jökulsárlón. In der Lagune vor dem Gletscher schwimmen die abgebrochenen Eisbrocken wie kleine Eisberge im Wasser. Während man im Sommer zwischen vereinzelten Eisbergen mit dem Schlauchboot fahren kann, herrscht heute reges Gedränge in der Lagune. Soweit das Auge reicht, schwimmen die schneebedeckten Eisberge dicht and dicht in der Lagune. Einer Ente scheint es sichtlich Vergnügen zu bereiten, sich einen Weg zwischen den Eisbergen zu bahnen.

[1477] [1478] [1479] [1490] [1493]

Langsam klart es auf und das einfallende Sonnenlicht lässt die freien Eisbrocken am Rand der Lagune glitzern. Gegen Abend zieht Nebel über den Eisschollen auf. Wir können uns kaum entscheiden, ob wir das außergewöhnliche Schauspiel am Wasserrand oder auf einem der Aussichtshügel über dem Nebel beobachten wollen. Erst als das letzte Licht auf den Bergen neben der Gletscherzunge verschwindet, können wir uns losreißen.

[1480] [1481]

Wir haben uns ein Bed & Breakfast in der Nähe der Gletscherlagune gebucht, um bei einer Chance auf Polarlichtern zurückkehren zu können. Allerdings warten wir an diesem Abend vergebens. Auch der Morgen startet mit Wolken, sodass wir in Ruhe das Frühstück in der Unterkunft einnehmen zu können und brechen danach gut gestärkt ein weiteres Mal zur Gletscherlagune auf. Am Rand der Straße sehen wir Fußspuren durch den Tiefschnee und sehen uns nach dem Urheber um. Eine Herde Rentiere wandert gemütlich am Straßenrand durch den Schnee.

Der Diamond Beach ist übersät von angeschwemmten Eisbrocken. Wie Diamanten glänzen die Eisbrocken im Sonnenlicht. Zunächst fällt es schwer ein geeignetes Motiv aus der Menge herauszustellen. Erst einige dutzend Meter weiter hinten am Strand lichten sich die Eisbrocken zusehends. Die oberhalb der Brandung liegenden Eisbrocken sind mit Schnee bedeckt. Auch der schwarze Strand kleidet sich heute ganz in weiß.

[1483]

Zwischen den Eisbrocken wuseln die Fotografen mit ihren Stativen. Eine besonders ambitionierte Fotografin rückt einen Eisklotz zurecht für die perfekte Komposition. Andere sind neben Stativ und Graufilter mit Gummistiefeln und Überschuhen ausgestattet, um gegen die anbrausenden Wellen standzuhalten. Wir versuchen es mit Wanderschuhen und Regenhose, was aber nicht lange trocken hält. Die besten Aufnahmen entstehen, wenn das zurücklaufende Wasser an den Eisbrocken hängen bleibt und dabei weiße Schlieren bildet. Gegen Mittag haben wir genug und freuen uns darauf die nassen Schuhe und Socken zu wechseln.

[1492] [1482]

Kommentieren...

Bitte authentifiziere dich hier, um einen Kommentar schreiben zu können.

Leider haben wir in letzter Zeit mit vielen computergenerierten Spam-Kommentaren zu kämpfen. Daher können zur Zeit nur authentifizierte Benutzer einen Kommentar hinterlassen.

Thomas Ulrich
21.04.2020
Gegenüber den Skaftafjell/Svatrifoss-Bildern sieht es am Jökulsarlon ja fast schon aus wie in einer warmen Badewanne :-)
Im Ernst, wie habt ihr das bloß ausgehalten? Wir waren 3x im Sommer da, und selbst da hatte es am Jökulsarlon nie zweistellige Temperaturen, dafür meist heftig Wind...
Annette
04.06.2020
Vielen Dank, dass ihr so Vieles auf euch genommen habt und mit uns die schönen Aufnahmen und eure Erlebnisse teilt! Island beeindruckt mich sehr, allerdings möchte ich da nicht im Winter hinreisen.