Kaiservarden

13.08.2019

Die erste Nacht im Wohnmobil endet mit einem Schreckmoment. Das schrille Piepen des Gaswarnmelders reißt aus dem Schlaf. Erschrocken springen wir aus dem Campervan und öffnen eilig die Türen zum Lüften. Es muss gegen 3 Uhr morgens sein, denn die rötlichen Wolken kündigen den nahenden Sonnenaufgang an. Sicherheitshalber schrauben wir die Gasflasche zu und nehmen uns vor, den Gashahn nach dem Kochen zuzudrehen. Nachdem die erste Aufregung verflogen ist und auch kein ungewöhnlicher Duft in der Luft liegt, legen wir uns wieder hin.

[1590]

Die Ruhe hält nicht lange. Als der Gaswarnmelder gegen 6 Uhr erneut anspringt, wiederholen wir die Lüftprozedur. Auf der gegenüberliegenden Seite des Wassers erstrahlt die Gebirgskette im warmen Morgenlicht. Von unserem Stellplatz direkt am Raftsundet genießen wir den malerischen Ausblick und die morgendliche Ruhe, die nur vom Sprudeln der Fischaufzuchtanlangen im Wasser unterbrochen wird. Es verspricht ein toller, sonniger Tag zu werden. Als sich die Warnmelder später beim Frühstück ein drittes Mal zu Wort meldet, gehen wir von einem Defekt aus.

[1594]

Heute wollen wir über das Kaiservarden-Bergplateau des Digermulkollen auf den Snøtinden steigen. Die Wanderung beginnt zwischen Digermulen und Valen. An diesem Morgen haben wir den Berg für uns alleine.

[1595]

Laut Wanderführer trägt der Kaiservarden seinen Namen vom deutschen Kaiser, der die Aussicht über den Raftsundet zu schätzen wusste. Tatsächlich stoßen wir auf dem weitläufigen Bergplateau auf zwei Gedenksteinhügel, die an die Ausflüge von Kaiser Wilhelm II im späten 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts erinnern. Die gigantische Aussicht ist wahrlich eines Kaisers würdig.

[1596]

Vom Kaiservarden folgen wir weiter dem Weg in Richtung Nordosten und erreichen nach kurzer Zeit den Bergsee Digermulvatnet. Hier beginnt der Anstieg auf den Gipfel des Snøtinden. Mit einer Höhe von 637 m bietet der Snøtinden einen gigantischen Rundumblick über den Raftsundet und über die Seenlandschaft auf dem Bergplateau des Digermulkollen.

[1598] [1597]

Der Raftsundet ist eine 25 km lange Wasserstraße, welche die Inseln Hinnøya im Osten und Austvågøy im Westen trennt und damit die Grenze zwischen den Inselgruppen der Vesterålen und der Lofoten markiert. In den gegenüberliegenden Berghängen meinen wir ein Gesicht zu erkennen, das von einzelnen Schneefeldern geformt wird. Nachdem die Packung Gipfeldatteln verzehrt ist, machen wir uns an den Abstieg.

[1591]

Am Nachmittag besuchen wir die Insel Årsteinen, die durch einen schmalen Kanal von der Südspitze der Insel Hinnøya getrennt liegt. Wie der westliche Teil der Insel Hinnøya gehört Årsteinen geographisch zu den Vesterålen. Die Insel ist bekannt für einen Sandstrand, der von zwei Seiten von Wasser umgeben ist. Das Wasser ist saukalt, aber am Strand finden sich schöne Korallenmuscheln.

Im Hinblick auf die Wetteraussichten für die nächsten Tage wollen wir das schöne Wetter heute nicht ungenutzt lassen und nehmen uns zum Abend den Stortinden vor. Gestärkt mit Falafel und Tortillas machen wir uns daran, den 530 Meter hohen Gipfel in der Mitte der Insel zu erklimmen. Der staubigen Untergrund sorgt für ein paar rutschige Abschnitte, die wir auch dank der Seile am Wegrand überwinden können. Im goldenen Licht der tiefstehenden Sonnen leuchten die bewaldeten Hänge und Inseln im Wasser.

[1599]

Beim Aufstieg bietet sich ein wunderschöner Ausblick auf den Pundslettvatnet.

[1600] [1601]

Auf dem Bergrücken werden wir von kräftigem Wind begrüßt. Der anstrengende Aufstieg wird mit einem gigantischen Bergpanorama belohnt. Im Gegensatz zum Vormittag liegt die Bergkette auf der anderen Seite des Raftsundet jetzt im Schatten. Dafür bietet sich ein toller Blick auf die benachbarten Gipfel und die vielen Schären im Meer. Am Horizont schimmern die Berggipfel der benachbarten Inseln rötlich über das Meer herüber.

[1602] [1592]

Als die Sonne langsam hinter die Gipfeln der Berge im Westen sinkt, treten wir den Abstieg an. Erschöpft aber glücklich nach einem langen Tag suchen wir uns einen nahen Stellplatz am Raftsundet in der Hoffnung auf eine geruhsame Nacht.

[1593]

Kommentieren...

Bitte authentifiziere dich hier, um einen Kommentar schreiben zu können.

Leider haben wir in letzter Zeit mit vielen computergenerierten Spam-Kommentaren zu kämpfen. Daher können zur Zeit nur authentifizierte Benutzer einen Kommentar hinterlassen.

Claudia F.
10.02.2021
Oh, wie schön :)
Und herrliches Wetter!
"Kaiservarden" zeigt sich ja wirklich von seiner besten Seite.
Danke für euren interessanten Bericht und die beeindruckenden Fotos.
"Kaiservarden" zeigt sich ja wirklich von seiner besten Seite.
Brigitte Ulrich
14.02.2021
schöne Bilder... da möchte ich gern bald wieder hin.