Trolltunga

20.08.2014

Heute stehen wir früh auf, um die Trolltunga zu besteigen. Über Tyssdal fahren wir ins Skjeggedal, wo der Wanderweg beginnt und erstmal kräftig Parkgebühr abkassiert wird. Ob die Gruppe Chinesen aus Singapur, die neben Lisa gestern wässrige Nudeln gekocht hat, wohl schon auf dem Weg ist?

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Für die 22km weite Wanderung benötigen wir 9,5 Stunden inklusive zweistündigem Aufenhalt bei der 1000 Meter höher gelegenen Hauptattraktion.

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Nach einem steilen Anstieg über etwa 500 Meter im Schlangenlinienkurs durch den Wald erreicht man eine relativ flache, karge Ebene oberhalb der Baumgrenze. Zwischen Büschen und einigen Seen veröden vereinzelte Holzhäuser. Vielleicht kann man darin einen besinnlichen Urlaub abseits der Zivilisation buchen. Lebensmittel müsste man wohl beschwerlich mit dem Rucksack oder teuer mit dem Hubschrauber heranschaffen, denn eine Zufahrt gibt es nicht.

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Sehr steile Schienen führen ebenfalls vom Parkplatz hinauf zur Ebene, doch es scheint als wäre schon länger kein Waggon darauf hochgezogen worden. Auf dem Rückweg kürzen wir wie viele andere über die Stufen neben den Schienen ab.

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Auf steinigem Untergrund geht es weiter hinauf. Etwa bei der Hälfte der Strecke findet sich eine kleine Hütte mit Kachelofen und Kinderbett als Notunterkunft. Eine Alm mit Almdudler oder frischer Milch im Angebot können wir leider nicht entdecken, und so halten wir uns an Müsliriegel.

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Es folgt ein Abschnitt über Wiese und Unkraut. Durch den Regen der letzten Tage und dem hohen Besucheraufkommen ist der Boden so aufgeweicht und matschig, dass man bis zum Knöchel im Schlamm versinkt. Mittlerweile haben wir beinahe die Höhe der grauen Wolken erreicht.

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Nach einem letzten Kilometer über felsige Hügel sehen wir eine Menschentraube am Abgrund stehend in eine Richtung starren. Die Chinesen sind schon da und posieren mit nacktem Oberkörper bei 7°C und eiskaltem Wind für die Kamera. Im Gegensatz zur deutschen Wintermode sind die wenigsten hier in schwarz gekleidet. Bunte Jacken sind unter Norwegen-Urlaubern wohl sehr beliebt.

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Die Trolltunga, eine über den Abgrund ragende langgezogene Felsplatte, ist größer als das Foto des Touristenführer es vermuten lässt. Davor stehen die bekannten Wanderer, deren Gestalt nach den langen Wanderweg vertraut ist, Schlange. Jeder möchte ein Bild von sich über dem Abgrund haben.

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Im Vergleich zum Preikestolen zieht sich diese Wanderung durch die lange Strecke und die vielen Höhenmeter kräftezehrend hin und die Umgebung ist auch nicht so spektakulär. Immerhin haben wir nun ein Beweisfoto, das uns auf der Trolltunga zeigt.

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Andrea L.
25.08.2014
Gigantisch - das wäre genau das Richtige für mich und meine Angst!
Sind die Chinesen tatsächlich vor Euch losgelaufen oder gab es da doch eine Abkürzung oder Bergbahn?
Andrea und Jürgen
25.08.2014
Hallo Lisa und Bene,
Wir sind erst vor zwei Tagen vom "Bodensee-umradeln" heimgekommen und schauen uns gerade eure Bilder an. Mir (Andrea) wirds ja schon mulmig beim anschaun. Da könnte ich nie drauf. Mir wird's ja schon schwindelig bei einem kleinen Kirchturm.
Die Bilder sind wunderbar - wir wünschen euch ne wunderschöne Zeit und passt gut auf euch auf :-)
Liebe Grüße aus Höchstadt :-)
Lisa
25.08.2014
Bis 2004 hätte es tatsächlich eine alte Bergbahn gegeben. Die wurde aber schon 1911 errichtet und läuft inzwischen aufgrund technischer Probleme nicht mehr. Die Schienen, auf denen wir runtergelaufen sind, sind noch Reste davon.
Die Chinesen sind also wirklich vor uns losgelaufen und angekommen.
Karin W.
26.08.2014
Herzlichen Dank für die atemberaubenden Bilder und die Beschreibungen - es ist (wieder) ein großes Vergnügen euch begleiten zu dürfen!
Brigitte
26.08.2014
da habt Ihr trotz oder wegen des Regens tolles Wetter und tolle Bilder. Solche Stimmungen machen Norwegen so einzigartig. Wie Thomas bereits schrieb - wir freuen uns schon sehr auf Eure Berichte und alle Fotos. Schön, dass Ihr so viel erlebt. Lieber Gruß
Brigitte
Thomas
26.08.2014
Ist echt geil, dass ihr Euch tatsächlich bis zur Trollzunge hochgekämpft habt! Habe selber auch schon 2 Anläufe unternommen, war aber wettertechnisch nicht möglich. Das ist nun wirklich eine große Bergtour. Lisa, da kannst Du mächtig stolz auf Dich sein. Bin mir gar nicht sicher, ob Brigite diese Schinderei mit mir mitgemacht hätte. Ich denke doch, dass deine männliche Begleitperson die ganzen Klamotten und das Essen hochgeschleppt hat :-)