Glymur

06.09.2016

Gegen Ende der Rundreise soll uns noch ein ganz besonderer Wasserfall erwarten. Der Glymur galt als der höchste Wasserfall Islands, bis man feststellte, dass ihn Morsárfoss um einige Meter überragte.

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Schon bevor wir uns am nächsten Morgen an den Aufstieg zum zweithöchsten Wasserfall Islands machen wollen, werden wir von den Naturgewalten überrascht. Anstatt der Ringstraße weiter nach Reykjavík zu folgen, biegen wir vor Akranes ab und folgen der Straße 47 entlang dem Hvalfjörður Meeresarm (Walfjord auf Deutsch). Gewaltige Windböen erfassen Carl und schütteln die Töpfe und Teller im Campervan durch. Die kahle Landschaft vor den schroffen Hängen verstärkt die bedrohliche Stimmung.

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Als wir auf die waghalsige Idee kommen noch schnell ein Foto von der Straße in der Nachmittagssonne aufzunehmen, nutzt der Wind die Gelegenheit und stibitzt die im Auto auf der Ablage trocknende Badebkleidung aus der Seitentür. Das Überfall passiert so schnell, dass wir uns gar nicht sicher sind, wie viele Kleidungsstücke es zu suchen gilt. Man muss in die Knie gehen, um gegen das Getöse stand zu halten.

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Letztendlich finden wir neben einem von Carls großen Brüdern ein windstilles Plätzchen unweit vom Wanderparkplatz für die Nacht. Von unserem Schlafplatz kann man eine Bergkette beobachten, um die sich eine Wolke wie ein Torus schwindlig dreht.

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Zum Glück flaut die Endzeitstimmung bis zum Morgen ab. Auch so soll die Wanderung zur Spitze des Wasserfalls eine der abenteuerreichsten sein, die uns in Island untergekommen ist. Nachdem der Wanderweg durch einen bizarre Felshöhle führt, muss man den Botnsá Fluss auf einem Baumstamm balancierend überqueren. Links und rechts des Flusses steigen gewaltige Felswände an und bilden einen massiven Canyon. Beim Aufstieg auf der Ostseite des Canyons bieten sich immer wieder spektakuläre Ausblicke über den Canyon bis zum dahinter liegenden Fjord.

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Weiter oben bietet sich dann auch der Blick auf den Glymur. Bei einer Fallhöhe von 198 Metern ist es so gut wie unmöglich den kompletten Fall zu verfolgen, ohne sich bedenklich weit über den Abgrund zu beugen. Ein paar mutige furten den Fluss oberhalb des Wasserfalls und bestreiten den Rückweg auf der anderen Seite des Canyons, während wir uns auf dem selben Weg zurück begeben. Für die wunderbaren Ausblicke und die abenteuerliche Wanderung hat sich der steile Aufstieg definitv gelohnt.

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In den vielen Brochüren aus den Touristeninformationen sind uns noch einige Ziele untergekommen, die an den ersten Tagen besser auf der Strecke gelegen hätten, wir aber trotzdem nicht verpassen wollen.
Am Nachmittag steuern wir den Bruarfoss an. Trotz seiner etwas versteckteren Lage ist es mit den Beschreibungen aus anderen Blogs kein Problem, den Wasserfall ausfindig zu machen. Wir parken etwas weiter stromabwärts am Straßenrand und folgen einem Trampelpfad am Fluss entlang. Der hellblaue Leuchten des Wassers hat etwas magisches an sich. Schon vor dem Bruarfoss warten zwei entzückende Stromschnellen.

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Als man schließlich eine Brücke über den Fluss erreicht, bietet sich auch der von Fotos bekannte Anblick. Über tausende kleine Kaskaden springt der blaue Fluss in eine Spalte in der Mitte des Flusses und bildet kleine Strudel. Ganz alleine können wir für einige Minuten die einzelnen Stufen im Detail bewundern. Wäre der Wasserfall besser ausgeschildert, hätte man hier sicher keine Ruhe mehr, denn mit den großen bekannten Attraktionen des Südens kann der Bruarfoss allemal mithalten.

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Kurz vor Einbruch der Dunkelheit entdecken wir zufällig einen Wegweiser am Straßenrand zum Vulkankrater Kerið und stoppen kurzerhard auf dem Besucherparkplatz. Der ca. 6500 Jahre alte Vulkankrater gilt als eine der Attraktionen des Golden Circle und ist entsprechend frequentiert zu normalen Tageszeiten. Zu dieser späten Zeit ist das Kassenhäuschen nicht mehr besetzt und wir spurten den Rundweg entlang zur anderen Seite des 55 Meter tiefen Kraters, um noch einen Blick auf die rötlichen Wolken am Horizont zu erhaschen. Die ovale Senke misst 270 Meter in Länge und 170 Meter in der Breite. Zwischen dem grünen Moos schillert das rötliche Gestein. Trotz des beachtlichen Anblicks sind wir froh keine stundenlange Anfahrt investiert zu haben, denn nach wenigen Minuten haben wir das Gefühl alles gesehen zu haben und kehren die kurze Strecke zum Parkplatz zurück.

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