Am Nachmittag erreichen wir Stokksnes und das Vikingercafe am Fuß des Vestrahorns. Für die Nutzung der Privatstraße verlangen die Cafébetreiber 900 ISK pro Person. Wir bezahlen im Café. Der Kassenautomat außerhalb des Gebäudes ist während der Öffnungszeiten zugeklebt, als wäre er defekt. Für den stolzen Eintrittspreis bekommt man ein Ticket mit QR Code für die Schranke sowie eine Broschüre mit einer Karte der Umgebung und ein paar peinlichen Rechtschreibfehlern ausgehändigt.
Eine düstere Wolke verdeckt den Himmel und es schneit leicht. Die Vorhersage des norwegischen Wetterdienstes macht uns Hoffnung, dass sich die Wetterbedingungen bis zum Abend verbessern. Um die Zeit bis zum Abend zu überbrücken, spazieren wir am schwarzen Sandstrand entlang auf die Bergkette zu. Im Schatten der Bergkette steht nach wie vor das für einen nie gedrehten Film erbaute Wikingerdorf. Am Ende des Strandes umrunden wir den äußeren Gipfel und stoßen an dessen Fuß auf Mauerreste eines weiteren Gebäudes.
Auf dem flachen Strand laufen die Wellen erstaunlich weit aus. Beeindruckend ist die Spiegelung der Bergkette auf dem nassen schwarzen Sand, der einen schönen Kontrast zu den schneebedeckten Gipfeln bietet.
[1501]Gegen 17:45 Uhr kommt schließlich der Glücksmoment, auf den zwei Dutzend Fotografen gewartet haben. Die Sonne steht so tief, dass sie unter der Wolkendecke hinwegtaucht und die Gebirgskette in goldenen Farben erstrahlen lässt. Auf einigen der schneebedeckten Grashügel stehen die Stative wie Türme in einem Strategiespiel. Besonders beliebt ist auch die Aussicht am Rand der Bucht mit Blick über den Strand und die brandenden Wellen.
[1502]Zum Sonnenuntergang leuchten die dunklen Wolken nochmal in pinken Farben auf, bevor der Tag zu Ende geht.
Für den nächsten Tag kündigen die Wettervorhersagen einstimmig wolkenfreien Himmel und strahlenden Sonnenschein an. Doch das schöne Wetter bringt einen unangenehmen Begleiter mit sich. Am Morgen werden wir vom Heulen des Windes geweckt, der durch die gekippten Fenster des Hostels pfeift. Wir verlassen das Hostel bei Tagesanbruch gegen 6:45 Uhr, um zum Sonnenaufgang den Leuchtturm von Hvalnes zu besuchen. Die Fahrt wird durch starke Windböen und Schneeverwehungen erschwert. Angepeitscht vom ablandigen Wind züngelt der Schnee wie Flammen von Feuer über den Asphalt. Auf einer der Anzeigetafeln am Straßenrand lesen wir von Windgeschwindigkeiten von 24 m/s.
Zum Sonnenaufgang treffen wir beim Leuchtturm ein. Leider verdeckt eine Wolke am Horizont die aufgehende Sonne und wir müssen uns ein wenig gedulden, bis die Sonne höher gestiegen ist. Auch wenn die Ringstraße um den 756 Meter hohen Berg herumführt, wäre uns die beeindruckende Spitze des Eystrahorn im Vorbeifahren gar nicht aufgefallen. Von der Landzunge beim Leuchtturm bietet sich ein toller Blick zurück auf die Bergkette. Abgesehen von einem verirrten Jeep teilen wir die Landzunge alleine mit einigen Vögeln.
[1494]Die Bergkette jenseits der Bucht erstrahlt bereits im Sonnenschein, als auch die Spitzen des Eystrahorns die ersten Strahlen abbekommen. Der schneebedeckte Boden ist gefroren, sodass man nicht tief einsinkt. Besonders gut gefallen uns die von Wellen umspülten Klippen am Rand der Langzunge, auch wegen ihrer windgeschützten Lage.
[1504] [1496] [1497]Den größten Teil des Tages verbringen wir mit der dreieinhalbstündigen Fahrt von Höfn nach Egilsstaðir. Die Ringstraße schlängelt sich an der Küste entlang und um mehrere Fjordarme herum. Die Aussicht ist traumhaft: Die schneebedeckten Berge erstrahlen im Sonnenschein vor dem sattblauem Himmel. Immer wieder halten wir in Parkbuchten und sehen uns um.
[1505] [1498] [1506]Beim Sveinstekksfoss probieren wir es mit einer Langzeitbelichtung, aber das Stativ hält dem kräftigen Wind kaum Stand.
[1507] [1508] [1499] [1500]Über einen Bergpass verlassen wir am späten Nachmittag die zauberhafte Fjordlandschaft. Hinter den Bergen zieht es nun Kilometer für Kilometer zu.
Vor Einbruch der Dunkelheit bleibt noch ein wenig Zeit, um den Fardafoss in der Nähe von Egilsstaðir zu besuchen. Gerade als wir loslaufen wollen, biegt ein übergroßes Räumfahrzeug auf den Parkplatz. Wie ein Staubsauger zieht das Fahrzeug den Schnee durch Schaufelräder ein und wirft den eingesaugten Schnee zur Seite aus. Der Fahrer brüllt über den Lärm der Maschine etwas unverständliches zu uns. Wir parken daraufhin um, sodass der Fahrer das Räumfahrzeug mit Diesel aus einem Anhänger auf dem Wanderparkplatz betanken kann.
[1510]Wir folgen den Spuren eines Schneemobils den Berghang hinauf und biegen vor dem Bergkamm in Richtung des Wasserfalls ab. Die Schlucht und der Wasserfall sind beinahe vollständig vom Schnee verdeckt. Durch ein kleines Loch zwischen den Eiszapfen sieht man Wasser fließen. Als die Sonne auf dem Rückweg durch die Wolken bricht, fühlen wir uns an einen ähnlichen Moment im Sommer 2016 am gleichen Ort erinnert.
[1511]Für den Abend decken wir uns im Bonus Supermarkt mit Lebensmitteln ein und tanken Diesel für 219 ISK/Liter.
In der Nacht auf den heutigen Samstag sinken die Temperaturen weiter ab. Am Morgen zeigt das Autothermometer -13°C an. Auf Empfehlung des Hotelpersonals steuern wir am Vormittag den Hengifoss an. Die Straße entlang des Sees ist vereist, aber für die gespikten Reifen kein Problem. Der Aufstieg vom Parkplatz zum Wasserfall dauert etwa eine Dreiviertelstunde. Der Parkplatz sowie der erste Abschnitt des Weges sind spiegelglatt. Wieder einmal leisten die Microspikes gute Dienste. Mit einem satten Knirschen dringen die Zacken in das Eis ein und sorgen für festen Halt.
[1513]Ein Schild am Parkplatz deutet darauf hin, dass der letzte Abschnitt des Weges wegen schlechten Bedingungen nicht zugänglich sei. Bei dem Schnee ist allerdings der richtige Wanderweg sowieso nicht zu erkennen, sodass wir hauptsächlich den Fußspuren auf einer ausgetretenen Schneise folgen. Die ausgetretenen Spuren enden ein gutes Stück unter dem Aussichtspunkt zum Hengifoss. Der Wasserfall ist sowieso von einer Wolke verhangen, sodass wir an diesem Punkt umkehren. Eine schönen Anblick bietet der Litlanesfoss, der in der gleichen Schlucht unterhalb des Hengifoss folgt. Zwischen Basaltsäulen stürtzt das Wasser in mehreren Stufen tiefer in die Schlucht.
[1512]Anschließend folgen wir der Ringstraße in Richtung Myvatn. Im Gegensatz zur Südküste führt die Ringstraße im Nordosten näher am Landesinneren vorbei. Links und rechts der Fahrbahn türmen sich Berge von Schnee. Wie in einer Wüste sind wir überall von Schnee umgeben. Im Schnee übersehen wir auch das Straßenschild, dass wir nun in die Region Norðurland eystra angekommen sind.
03.05.2020
tolle Bilder und Hut ab vor eurer Kondition und sportlichen Leistung. Bei dieser Kälte und Wind - einfach Wahnsinn. Super, dass ihr uns wieder an euren Expeditionen teilhaben lasst (-: