Husfjellet

26.08.2019

Nach zwei abenteuerreichen Wochen auf der Lofoten-Inselgruppe wollen wir die dritte Woche auf der weniger bekannten aber nicht weniger aussichtsreichen Insel Senja verbringen. Senja ist die zweitgrößte Insel Norwegens und liegt 350 km oberhalb des Polarkreises. Am heutigen Tag gilt eine Sturmwarnung für die Region Svolvær und es schüttet den ganzen Tag mit nur kurzen Unterbrechungen. Der verregnete Tag bietet sich an, um die fünfstündige Fahrtstrecke von Svolvær auf Lofoten nach Senja zurückzulegen. Wir entscheiden uns für die Fahrtstrecke über Land, die uns zunächst auf der E10 zurück nach Bjerkvik führt, an der Autovermietung vorbei, und von dort auf der E6 in Richtung Norden.

In Campercontact sind nur vier Campingplätze auf Senja verzeichnet. Wir suchen uns Senja Camping im Süden der Halbinsel aus, um Wäsche zu waschen. An schönen Tagen lädt der See am Rand des Campingplatzes zum Verweilen ein, doch im Nebel lässt sich heute kaum das gegenüberliegende Ufer erkennen und der Weg am Ufer ist sehr matschig. Zum Abendessen schabt Lisa Spätzle, dazu gibt es Rahmsoße mit Pilzen. Das irrtümlicherweise gekaufte Bryggmel (Gerstenmehl) lässt die Spätzle mehr wie Semmelknödel schmecken, trotzdem sind sie hervorragend geworden.

Am nächsten Morgen haben sich die dichten Nebelschwaden verzogen und geben den Blick frei auf das gegenüberliegende Seeufer und den Wald hinter dem Campingplatz. Laut Wetterdienst soll der Regen am Nachmittag nachlassen.

Die letzte Stunde Fahrtstrecke zu unserem ersten richtigen Ziel auf Senja führt die ersten Kilometer über matschige, unasphaltierte Straßen, sodass der am gestrigen Abend frisch geduschte Campervan erneut sein fleckiges Tarnkostüm überzogen bekommt.

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Auf der Strecke kommen wir an der Aussichtsplattform bei Bergsbotn vorbei. Die künstlerisch gestaltete Aussichtsplattform liegt am hinteren Ende des offenen Talkessels und überblickt den Bergsfjord und das Dorf Bergsbotn.

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Unser erstes Ziel ist die Küste Tungeneset. Von der felsigen Küste hat man einen guten Blick auf das sogenannte Gebiss des Teufels, einige wilde Felszacken an der gegenüberliegenden Seite der Bucht. Bei unserer Ankunft ist von den Teufelszähnen so gut wie nichts zu erkennen, denn eine große Wolke hat sich wie Zahnpasta über die Teufelszähne gelegt. Auch auf unserer Seite beginnt es erneut zu regnen, sodass wir zunächst ins Auto flüchten und die Regenperiode aussitzen. Die Hälfte des Parkplatzes wird von Baustellengeräten besetzt, sodass der Parkplatz mit fünf bis sechs Autos voll belegt ist.

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Eine Stunde später verzieht sich der Regen und der hellere Himmel macht Hoffnung auf den vom Wetterdienst vorhergesagten regenfreien Nachmittag.

Wir klettern auf den Felsen herum auf der Suche nach einer Pfütze, in der sich die Zinnen des Teufelsgebiss spiegeln. Nach dem vielen Regen sind die Felsen sehr rutschig, sodass man sich nur mit kleinen Trippelschritten vorwagen kann. Letztendlich gefällt uns die tiefstehende Perspektive am Wasserrand am besten. Immer wieder brausen die Wellen über die Felsen hinweg und die Gischt verwirbelt zwischen den Steinen.

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Am Nachmittag wollen wir den Husfjellet besteigen. Gegen 15 Uhr brechen wir nach Skaland auf, parken bei der Kirche und folgen dem Wanderweg hinter den Picknickbänken. Die Tour startet auf einem Feldweg, der in ein Birkenwäldchen abbiegt und über Stock und Stein in die Höhe führt. Bald lichtet sich der Wald und gibt den Blick auf die Bucht im Südwesten frei. Dort tummeln sich viele kleine Inseln und am Horizont erfreut sich ein kleiner Streifen an gleißendem Sonnenschein.

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Immer wieder zieht Nebel auf und blockiert die Aussicht. Auf einer Höhe von ca. 340 Metern haben wir die Baumgrenze hinter uns gelassen und ein Schild markiert den Gipfel des Sommerdalen. Nach kurzem Abstieg überqueren wir auf Brettern und Leitern einen morastigen Abschnitt. Immer wieder kippen die Bretter zur Seite und versenken die Wanderschuhe in den Schlamm.

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Dann erreichen wir den Fuß des Husfjellet und arbeiten uns auf steinigem Untergrund bis zum Grat vor, wo sich der Blick auf die Bucht von Tungeneset und das Gebiss des Teufels öffnet. Am Grat entlang steigen wir weiter hinauf. Langsam verzieht sich der Nebel und gibt den Blick auf die nicht mehr allzu weit entfernte Bergspitze frei. Kurz vor der finalen Biegung stoßen wir etwas überraschend auf das Gipfelschild "Husfjellet, 638 moh" und das dazugehörige Gipfelbuch. Vor zwei Tagen scheint der Husfjellet stärker als heute besucht worden zu sein, denn die letzten zwei Seiten sind voller Einträge vom vergangenen Samstag.

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Bevor wir den Abstieg auf dem selben Weg antreten, wagen wir einen kurzen Abstecher auf den eigentlichen Gipfel hundert Meter weiter. Leichte Kletterei ist erforderlich, um das Gipfelkreuz zu berühren. Mit den in alle vier Himmelsrichtungen zusammengenagelten Holzplatten erinnern Norwegische Gipfelkreuze eher an ein Anker- oder Schlüsselsymbol. Die Zusatzmeter zum tatsächlichen Gipfel haben sich jedenfalls gelohnt.

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Am Abend folgen wir einer Empfehlung von Campercontact und suche einen Stellplatz bei Steinfjord auf. Wieder beginnt es zu regnen und zu stürmen, auch wenn uns das im warmen Campervan nicht mehr stört. Für die nächsten Tage hoffen wir auf eine Wetterbesserung.

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Claudia F.
28.03.2021
Auch eine tolle Gegend und beeindruckende Fotos :)
Hoffentlich wird das Wetter in den nächsten Tagen besser.