Måtinden

01.09.2019

Nach zwei Wochen auf Lofoten und einer Woche auf Senja neigt sich der Urlaub langsam dem Ende zu. Auf der vorletzten Etappe freuen wir uns auf die abwechselungsreiche Küstenlandschaft beim Måtinden auf Vesterålen.

Vom Gryllefjord auf Senja setzen wir mit der 11 Uhr Fähre über nach Andenes an der Nordspitze der Insel Andøya, die zur Inselgruppe Vesterålen zählt. Gegen 10:30 Uhr erreicht die Fähre den Anleger in Gryllefjord. Als die letzten Autos heruntergefahren sind, dürfen wir auch schon auffahren. Mit seiner Länge von exakt 6 Metern gilt für unseren Campervan noch der günstigere Tarif (65 Euro nach Abzug der 25% Rabatt bei Bezahlung über die App). Wie bei jeder Autofähre stinkt es auf dem unteren Deck nach Benzin und Abgasen. Nachdem die Fähre Gryllefjord verlassen hat, blicken wir ein letztes Mal auf die schroffe Küste von Senja zurück, die uns in der letzten Woche viele bestaunenswerte Ausblicke beschert hat.

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Etwa eineinhalb Stunden später kündigen die bunten Häuser am Ufer die Ankunft in Andenes an. Ein Regenschauer zieht über die Küste, sodass man von den Bergen nur Silhouetten erkennen kann. Bis wir zum Ausgangspunkt der Wanderung auf den Måtinden gefahren sind, ist der Regenschauer in Richtung Meer abgezogen. Sicherheitshalber werfen wir trotzdem die Regenhosen in den Rucksack.

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Vom Parkplatz folgen wir dem Weg auf den Nonstinden. In Richtung Norden sieht man die Seen Breiddalsvatnet und Storvatnet und den 2,5 km langen Sandstrand neben dem Ort Bleik. Dahinter wacht der scharfkantigen Gipfel des Røyken über die Küste. Auf dem Nachbargipfel des Røyken befindet sich übrigens das Alomar Observatorium und der Raketenstartplatz des Andøya Space Center.

Vom Nonstinden führt der Wanderweg auf einer Hochfläche weiter Richtung Küste. Der Gipfel des Måtinden ist schon in Sicht, als uns ein neuerlicher Regenschauer trifft. Ausgestattet mit Regenjacke und -hose wollen wir den Regenschauer zunächst aussitzen. Mitleidig beobachten wir die weniger regensicher gekleideten Besucher, die durchnässt durch den Regen stapfen. Der peitschende Wind und der prasselnde Regen stellt die Multifunktionskleidung vor eine ernsthafte Bewährungsprobe. Als sich der Regenschauer auch nach einer halben Stunde nicht ausgetobt hat und wir langsam auskühlen, beschließen wir den Rückweg anzutreten. Wir sind schon halb abgestiegen, als der Regen endlich nachlässt.

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Jetzt oder nie! Nachdem die nasse Kleidung sicherlich am besten an der frischen Luft trocknet, drehen wir noch einmal Richtung Måtinden um. Immerhin haben wir den Gipfel nach dem Regenschauer für uns alleine. Vom Gipfel hat man einen wunderbaren Ausblick über die Bucht Rekvika, die von vielen Vogelarten bevölktert wird. Für die Aussicht hat es sich jedenfalls gelohnt noch einmal umzukehren.

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Nach dem Abendessen werden wir noch einmal von bunten Wolken aus dem Campervan gelockt. Die glatten Seitenflächen des Røyken und der weiße Sandstrand schillern im Abendlicht.

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Für die Nacht suchen wir uns einen Stellplatz an der Bucht Laupsvika und lassen uns vom sanften Meeresrauschen in den Schlaf wiegen.

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Am nächsten Morgen werden wir vom blauen Himmel begrüßt. Es wird bis zum späten Vormittag dauern, bis die Sonne hoch genug steht, um über die Hügelkette zu steigen und die Klippen an der Westseite zu beleuchten. Bei diesem schönen Wetter wollen wir uns die Küste bei einer ausgedehnten Runde genauer ansehen. Während der Campervan weiterhin dem Rauschen der Wellen lauscht, wandern wir die wenigen Meter zum See Solsvatnet, von wo der Anstieg auf den Bergrücken des Nonstind beginnt.

Oben angekommen führt der Weg weiter den Bergrücken entlang. Von der Abbruchkante bieten sich immer wieder beeindruckende Ausblicke hinab auf die Buchten Otervika und Rekvika. Bei mildem Wetter und strahlendem Sonnenschein lässt es sich deutlich angenehmer wandern als gestern, obwohl der kalte, peitschende Wind hin und wieder für ein Frösteln sorgt.

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Auch wenn wir den Ausblick vom Gipfel gestern schon bestaunen durften, genießen wir ein weiteres Mal das Küstenpanorama. Heute zeigt sich das Meer von seiner sanften Seite.

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Vom Måtinden setzen wir die Wanderung in südliche Richtung entlang der Küste fort. Oberhalb der Bucht Høyvika folgen wir einem Schafpfad in südöstliche Richtung und müssen zwei kleine Bäche überwinden, um den Bergrücken am anderen Ende der Bucht zu erreichen. Obwohl die Bucht nur zu Fuß oder vom Wasser zugänglich ist, haben sich zwei Häuser in der Bucht angesiedelt. Hinter dem einen Haus sieht man eine hufeisenförmige angepflanzte Baumkolonie stehen.

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Auf dem Rückweg über den Bergrücken folgen wir einem anderen ausgetretenen Pfad. Der Pfad dünnt nach einiger Zeit aus und wir setzen unseren Weg durch die Heia fort. Dabei stoßen wir auf merkwürdige orangene Beeren in Himbeergröße. Wir vermuten, dass es sich um Moltebeeren handelt, die in nördlichen Regionen wachsen. Mit ihrem leicht säuerlich-süßlichen Geschmack macht sich die Moltebeere bestimmt gut als Marmelade.

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Der Wegbeschreibung im Wanderführer folgend steigen wir vom Måtinden in die Bucht Otervika ab. Otervika bietet einen traumhaften weißen Sandstrand und azurblaues Wasser. Wir wägen uns schon so gut wie zurück am Parkplatz, doch hält der Pfad ein unerwartetes Abenteuer bereit. Der mit roten Kringeln markierte Weg führt auf den Felsen so nahe an der Brandung entlang, dass einige der Felsen vom Wasser umspült werden. Vorsichtig klettern wir oberhalb der nassen Steine am Felsen entlang, während unter uns die Wellen schwappen. Wir kommen nur langsam voran und die letzten Meter zurück zum Parkplatz ziehen sich eine gefühlte Ewigkeit hin. Irgendwann haben wir den schwierigen Teil geschafft und steigen über steiniges Geröll in Laupsvika zurück zum Parkplatz auf. Die Lust auf eine weitere Küstenwanderung ist uns erstmal vergangen.

Mittlerweile ist es zugezogen und der dunkle Himmel kündigt den für den Abend erwarteten Regenschauer an. Nach der unerwartet langen Wanderung gönnen wir uns in der Bäckerei in Bleik ein Schokomuffin. Danach setzen wir unsere Reise auf Andøyas Landschaftsroute fort. Von der Straße bieten sich immer wieder tolle Ausblicke über die abgelegenen Küstenstreifen. Ab Nordmela blicken wir links und rechts auf flache Gras- und Moorlandschaften, die immer wieder von typisch skandinavischen Holzhäusern geschmückt sind.

Am Straßenrand sehen wir eine merkwürdige Drahtseilkonstruktion. Wie bei einem riesigen Spinnennetz sind Drahtseile zwischen mehreren Türmen gespannt. Worum es sich handelt, können wir nicht erkennen, nur dass die Drahtseile eindeutig zu hoch zum Trocknen von Stockfisch hängen.

Ein eigenartig verschlungenes Gebäude aus grauem Stein zwingt uns zu einem weiteren Stopp. Das seltsame Gebäude stellt sich als Toilettenhäuschen mit halbverspiegelter Glasfront heraus. Es steht neben dem Bukkekjerka, einem Felsen, der einem Altar ähnelt.

Danach treten wir die etwa dreistündige Rückfahrt zur Campervermietung in Bjerkvik an, wo wir uns morgen früh vom Campervan verabschieden müssen. Bei einer Tankstelle kurz hinter Sortland entleeren wir eine letztes Mal die Toilettenkassete. Es regnet so stark, dass wir dazu eine Regenhose benötigen. Übernachten werden wir an einem Rastplatz unweit des Flughafens EVE, wo wir morgen einen weiteren Mietwagen für den letzten Tag reserviert haben.

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