Rotorua

20.03.2015

[943] Champagne Pool in Wai-O-Tapu

Surrealistisch - verfaulter Gestank - touristisch überbevölkert
Das ist Rotorua. Eine der wohl unwirklichsten Gegenden dieser Erde geht im Strom der Touristen und der findigen Unternehmer unter. Alles wird vermarktet, nichts ist wirklich echt. Von dieser Seite ist uns Neuseeland noch nicht begegnet. Bisher waren die Naturwunder dieser Inseln für jeden Besucher frei zugänglich. Nun erwarten uns vor jeder Attraktion unverschämt hohe Eintrittspreise und Horden von Touristen, die hineinströmen.

[948] Devil's Bath in Wai-O-Tapu

Rotorua ist berühmt für seine unwirklichen Phänomene, die aufgrund von vulkanischer Aktivität im Untergrund entstehen. Überall dampft und zischt es. Das Wasser glänzt in kunterbunten Farben und Geysire sprudeln in die Höhe. Die Kehrseite dieser bizarren Erscheinungen ist der immerwährende Gestank nach faulen Eiern. Übeltäter ist der Schwefel in der Luft. Wir sind uns sicher, dass wir in den nächsten Tagen keine Eier mehr essen wollen. Mineralien wie Magnesiumoxide, Sulphur und Silizium sorgen für das stimmungsvolle Farbenbild.

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Mit den Craters of the Moon erreichen wir unser erstes Ziel. Wir sind die letzten Besucher, die noch vor Schließung eingelassen werden. Etwas unter Zeitdruck machen wir eine schnelle Tour. Heute wissen wir noch nicht, dass das unser Glück ist, denn der Park ist um diese Zeit fast komplett leer. Dieser Zustand ist vermutlich nur bei Öffnung und Schließung vorzufinden.

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Von überall steigt heißer Dampf aus dem Boden. Die Wege dürfen nicht verlassen werden, um von der Hitze der Dampfquellen keine Verbrennungen davonzutragen. Kleinere und größere Krater hauchen ihren Dampf auf den Erdboden. Es erinnert an Wolken, die sich sich hier auf den Boden ihren Weg bahnen. Im Inneren mancher Krater blubbert heißer Schlamm. Er wirft Blasen, die unter einem Knall wieder zerplatzen.

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Am nächsten Morgen machen wir uns auf zu Wai-O-Tapu, dem Thermal Wonderland. Am Parkplatz angekommen, stellen wir fest, dass wir bei weitem nicht die einzigen waren, die heute hier hin wollen. Massen an Touristen watscheln im Entenmarsch zum Eingang. Dabei ist der Eintritt mit ca. $ 36 pro Person wirklich kein Schnäppchen. Wir sind abgeschreckt und beschließen am nächsten Tag direkt bei Öffnung vorbei zu kommen, um wenigstens ein paar ungestörte Blicke auf die Natur erhaschen zu können.

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Spontan folgen wir den Hinweisschildern zu den Mud Pools, die sich nur einige hundert Meter entfernet befinden sollen. Hier finden sich nur wenige Besucher ein, dafür gefallen uns die touristisch unspektakuläreren blubbernden Schlammmassen umso besser. Matschblasen entstehen und zerspringen überall im großen Schlammbecken. Die Geräusche erinnern an eine schon längst überkochende Nudelsoße auf dem Herd. Kein Wunder, denn der Schlamm kocht hier schon eine halbe Ewigkeit. Auch hier steigt viel Dampf auf, der je nach Windrichtung direkt in die Zuschauermenge wehen kann. Wir beobachten die durch das Zerspringen entstehenden Formen des Schlamms. Bei dem Versuch sie zu fotografieren, stellen wir schnell fest, dass um den fokussierten Punkt herum alls platzt, während im Fokus der Kamera nichts passiert. Wir nehmen die Herausforderung an und nach ein paar Versuchen lichten sich die außergewöhnlichen Formen auch in der Kamera ab.

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Am nächsten Morgen starten wir den zweiten Versuch und fahren noch einmal zu Wai-O-Tapu. Es ist noch so früh, dass morgendlicher Nebel die Sicht am Boden stark einschränkt.

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Neben den bunten Seen des Thermal Wonderlands gibt es auch einen Geysir. In der zugehörigen Broschüre wird der Ausbruch des Lady Knox Geysirs auf 10:15 Uhr für jeden Tag datiert. Schon verwunderlich, wie genau ein Geysir jeden Tag zur gleichen Zeit ausbrechen kann, denken wir uns. Im Nachhinein erfahren wir noch, dass er auch die Zeitumstellung recht anständig mitmacht und brav eine Stunde früher oder später ausbricht. Rechtzeitig finden wir uns am Ort des Geysirs ein. Eine riesige Tribüne wurde darum im Halbkreis erreichtet und einige Touristen halten die Kamera bereits zum Abdrücken bereit. Pünktlich um 10:15 Uhr springt ein Hampelmann im Rangerkostüm auf die Bühne. Ein Mirkofon überträgt seine Ansprache in alle Richtungen. In der Hand hält er eine Packung Seife, die er nach einigen Schilderungen in den Geysir schmeißt. Er wartet, bis es brodelt und zischt, macht beim Ausbruch noch schnell ein Selfie direkt vor Lisas Kamera und verschwindet dann wieder von der Bühne. Kein Wunder, dass der Geysir sogar nach Sommer- und Winterzeit arbeitet. Was für ein Kasperletheater.

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Zumindest hat sich in der Zwischenzeit der morgendliche Nebel verzogen und so kehren wir noch einmal zu den bunten Seen zurück. Namen wie Artist's Palette beschreiben die farbenfrohen Erscheinungen sehr treffend. Nach den vielen bunten Eindrücken, verlassen wir das stinkende Gebiet mit all seinen Touristen.

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