Munkebu

22.08.2019

Am nächsten Morgen erwachen wir vom Prasseln der Regentropfen auf dem Dach des Campervans. Die stürmischen Windböen, die den Campervan die ganze Nacht hin und her geschaukelt haben, haben sich noch nicht ausgetobt und der Wind pfeift durch die Dachlucke. Eine Weile beobachten wir schäumenden Wellen, die unterhalb des Parkplatzes an den Felsen aufschlagen, bevor wir uns von der warmen Bettdecke lossagen können.

Eigentlich haben wir uns auf den vom norwegischen Wetterdienst versprochenden Sonnenschein und leichte Bewölkung gefreut. Während die Löcher im Magen mit den letzten Resten vom Schokomüsli aus der Minderleinsmühle gefüllt werden, öffnet sich ein kleines Loch in der dicken Wolkendecke und der Wind lässt langsam nach. Auf eine baldige Besserung hoffend machen wir uns auf nach Mølnarodden, von wo der Rother Wanderführer eine leichte Wanderung zum Gipfel des Tekoppstetten empfiehlt. Als wir durch Reine fahren, steckt der Gipfel des Reinebringen mitten in den Wolken, und wir sind froh, dass wir die Aussicht vor einigen Tagen schon genießen durften.

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Angekommen am Parkplatz in Mølnarodden schüttet es wieder wie aus Kübeln. Wir harren im Auto bis zu einem Regenloch aus und ziehen eine halbe Stunde später verpackt in Regenjacke und Regenhose los.

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Nach kurzem Aufstieg über felsigen Untergrund öffnet sich die Aussicht über den riesigen, von der Straße vorborgenen See Sopbjørnvatnet und die umliegenden Bergspitzen. Erneuter Nieselregen hält uns davon ab näher an den See zu gehen. Stattdessen folgen wir weiter den in unregelmäßigen Abständen stehenden Steinhügeln bis knapp unterhalb des Gipfels des 365 Meter hohen Tekoppstetten. Der felsige Untergrund ist bei der Nässe leicht rutschig, aber gut begehbar.

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Irgendwann lässt der Regen nach und die Gipfel der umliegenden Berge schälen sich aus dem Nebel heraus. Fasziniert sehen wir dem Spiel der Wolken zu, wie sie zwischen den Gipfeln hin und her springen und dabei gespenstische Formen bilden.

Mit der Aussicht auf eine Zimtschnecke fahren wir weiter nach Å. Das Dorf Å ist der südwestlichste mit dem Auto erreichbare Ort auf den Lofoten und gleichzeitig das Ende der E10. Ein paar Hinweisschilder weisen auf Parkplätze für die Teams des Arctic Race hin, ein Radrennen, dessen erste Etappe vor wenigen Tagen in Å startete. Ähnlich wie Nusfjord umfasst Å einige historische Bauwerke, Cafes, Rorbuers für Übernachtbesucher und eine Bäckerei. Leider sind die Zimtschnecken schon ausverkauft, auch wenn die Bäckerei mit uns und den anderen hungrigen Besuchern nach uns sicherlich ein gutes Geschäft machen könnte.

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Eine Weile schlendern wir zwischen den Häusern umher, vorbei am Stockfischmuseum, besuchen den Steg und steigen auf den kleinen Hügel hinter dem Parkplatz. Wieder beginnt es zu regnen und der kräftige Wind lässt die Hosenbeine schlackern. Schließlich ziehen wir uns wieder auf den Stellplatz westlich des Reinebringen zurück.

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Für den nächsten Tag haben wir uns eine Ganztageswanderung auf den Gipfel des Munkan vorgenommen. Bei Sonnenschein und blauem Himmel starten wir auf dem gebührenpflichtigen Wanderparkplatz in Sørvågen, wo man die Toilettentür per Kreditkartenzahlung entriegelt. Obwohl es erst 9 Uhr ist, ist der Parkplatz schon gut gefüllt. Auf den ersten Metern überholen wir eine Schulklasse und einen Französisch sprechenden Wanderverein. Nachdem wir die Wasserfälle des Stuvdalselva passiert haben, führt der Weg nach kurzem Anstieg am Stuvdalsvatnet entlang.

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Trotz des schönen Wetters an der Küste hängen die Wolken tief zwischen den Bergketten. Mit steigender Höhe lässt die Sichtweite zusehends nach. Als nächtes passieren wir den Tridalsvatnet und steigen weiter auf bis zur Erhebung Djupfjordheia auf 510 Metern. Hier bietet sich ein toller Blick zurück über die in Stufen angelegten Seen Fjerddalsvatnet, Tridalsvatnet, Stuvalsvatnet und Tindsvatnet bis zum Meer. In der darauf folgenden Senke hebt sich die Munkebu-Hütte mit ihrem dunkelroten Anstrich vom felsigen Untergrund und den grauen Wolken dahinter ab. Wie ein mystischer Schleier legt sich eine Wolke über die Senke und trübt den Blick.

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Nachdem wir einen unserer mitgebrachten Wraps verspeist haben, beginnt es in Strömen zu regnen. Neben uns drücken sich die anderen Wanderer eng an die Außenwand der Hütte, deren Vordach Schutz vor dem Regen bietet. Das Betreten der Hütte ist den Wanderern vorbehalten, die sie offiziell gebucht haben.

Von der Munkebu-Hütte führt ein ausgetretener Pfad in Richtung Munkan. Doch mit jedem Höhenmeter verdichtet sich der Nebel, sodass wir schließlich zum Umkehren gezwungen sind. Bei der dichten Bewölkung wäre sowieso keine Aussicht vom Gipfel zu erwarten. Zu schade, denn das Panorama vom Gipfel soll an einem schönen Tag atemberaubend sein.

So kehren wir auf dem selben Weg von der Munkebu-Hütte wieder zum Ausgangspunkt der Wanderung zurück. Zwischenzeitlich scheint die Wolkenfront ein wenig aufzulockern, doch die Chancen erscheinen uns zu gering, um noch einmal umzukehren.

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Tatsächlich wird die Küste wie am Morgen von wärmenden Sonnenschein verwöhnt. Von einem Steg am Rand von Sørvågen bietet sich ein schöner Blick zurück über den Ort und hinüber auf Å auf der anderen Seite der Bucht. Hinter Sørvågen und den Seen Tindsvatnet, Stuvdalsvatnet und Trolldalsvatnet erkennt man nun tatsächlich den Gipfel des Munkan.

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Mit diesen schönen letzten Eindrücken verlassen wir Moskenesøya und treten den Rückweg in Richtung Svolvær an, das wir auf dem Hinweg übersprungen haben. Angelockt vom Abendlicht machen wir einen Abstecher zum Strand von Hov auf der Insel Gimsøy. Im Sinkflug zwischen den Wolken und dem Horizont taucht die Sonne den wunderschönen Sandstrand in warme Farben. Auf einer der Molen genießt ein Angler die letzten Sonnenstrahlen des Tages.

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