Tief hängen die Wolken in den hohen Bergen des Snowdonia Nationalparks. Die höchsten Gipfel werden fast völlig vom Dunst verschluckt. Nur manchmal gibt der Wind einen kleinen Blick auf die dahinter liegenden Klippen frei. Doch der Anblick hält nur kurz, bis die weiße Wolkenflut die Wipfel verschluckt. Immer wieder schlängeln sich kleine Wasserfälle den Hang hinunter, wo sie mit lautem Getöse ins Tal hinabfließen. Die raue Landschaft ist von majestätischer Schönheit. Der Anblick scheint das wiederzugeben, was wir vor ca. einer Stunde auf der Autobahn gelesen haben: "Welcome to Wales".
Zu diesen Zeitpunkt hat man kaum einen Unterschied zwischen England und Wales bemerkt. Abgesehen davon, dass alle Straßenschilder bilingual in Walisisch und Englisch Auskunft geben, ist der Umgebung kein großer Unterschied zu entlocken. Und doch verstecken sich beim genaueren Betrachten fast überall kleine Drachen. Stolz thronen sie auf einigen Autos, sind der Bestandteil von Werbeschildern und zieren natürlich die walisische Flagge. Nach kurzer Zeit erreicht man dann auch die raue Bergwelt des Snowdonia Nationalparks.
[1292]Ein Ziel für den verbleibenden Abend ist Lake Ogwen, oder auch Llyn Ogwen, wie die Waliser sagen. Die gleichnamigen Ogwen Falls sind zu dieser Jahreszeit deutlich wasserärmer, brausen aber dennoch stürmisch den Hang hinunter.
Unsere Unterkunft befindet sich nicht weit entfernt im Bergbaudorf Llan Ffestiniog. Der angeschlossene Pub scheint bei den Besuchern besser anzukommen als das eigentliche Hotel. Bis spät in die Nacht hört man von Regen Treiben der Besucher. Wie schon am Tag davor im Bergwerkstollen fühlen wir beide uns stark an die Jahrhunderttriologie Ken Folletts erinnert. In der Gegenwart der vormaligen Bergarbeiterdörfer wird das Geschehen der Bücher lebendig, auch wenn der fiktive Ort Aberowen in Südwales angesiedelt ist.
[1301] [1293]Das erste Ziel am nächsten Morgen ist der Fairy Glen in Betws-y-Coed. Zwischen zwei Felswänden windet sich der Foss Anoddun hindurch. Der Himmel ist von den umliegenden Bäumen fast völlig abgeschirmt. Das dadurch weich entfallende Licht taucht die Schlucht in einen mystischen Farbton.
Wie schon am Tag davor hängen die Wolken immer noch tief in den Bergen. Allerdings hat sich die Sonne immer mehr Lücken durch die Wolkendecke gegraben. Das aufklarende Wetter bietet sich gut für eine Wanderung zum Llym Bochlwyd, an. Dieser Bergesee liegt ca. 250 m überhalb des Llym Ogwen. Der Weg dorthin führt an einem der vielen Gebietswasserfälle entlang.
[1294]Beim Fotografieren der Stromschnellen löst sich bei Lisa ungewollt der Filter aus seiner Halterung und fällt seicht in das Auffangbecken darunter. Notgedrungen steigen wir beide in das frische Bergwasser und suchen nach dem verlorenen Stück. Es ist ein warmer Tag und so ruft uns eine entgegenkommende Frau zu, dass sie ihre Füße auch gerne in das kalte Nass stecken würde. Allerdings sind ihre Bedenken zu hoch, dass sie danach nicht mehr in ihre Schuhe schlüpfen kann. Nach einer kurzen Suche hält Bene das verlorene Stück in seinen Händen. Nachdem der Filter wieder sicher verstaut ist, kann die Wanderung weitergehen.
[1296] [1298] [1299]Da der Anstieg nur relativ kurz ist, ist der Llyn Bochlwyd schnell erreicht. Manche Wanderer kühlen sich im Wasser ab, für andere es ist nur ein kurzer Rastpunkt auf den Weg zum Gipfel des Tryfan. Ob der Anstieg mit einem guten Ausblick belohnt wird, ist allerdings sehr unsicher, da die Bergspitze immer wieder von tiefen Wolken verhangen ist. Wir entschließen uns deshalb den Weg in Richtung des Kamms zwischen den Gipfeln des Castell-Y-Gwynt und Glyder Fawr einzuschlagen. Bereits nach den ersten Höhenmetern eröffnet sich uns ein gigantischer Anblick. Tief blau leuchten der Llyn Ogwen und der Llyn Bochlwyd, während die umgebenden Berggipfel von tief hängenden Wolken gesäumt werden. Hin- und wieder klart die Sicht am Tryfan auf, sodass auch dort die Wanderer mit weitläufigen Ausblicken belohnt werden.
[1304] [1302]Zurück am Parkplatz taucht die schief stehende Sonne die grünen Wiesen in einen satten Gelbton. An einer leicht erhobenen Position über dem Llyn Ogwen beobachten wir den Sonnenuntergang, während wir unser mitgebrachtes Picknick verspeisen.
[1303]Nach so großartigen Wetter beginnt der nächste Morgen relativ regnerisch. Trotzdem stoppen wir kurz an den Swallow Falls, bevor wir anschließend Conwy Castle ansteuern. Die Burg gehört zu einer von neun Festungen, die der englische Herrscher Edward I. errichten ließ, um seine Stellung in Wales zu sichern. Heute kann man als Besucher entspannt durch die alten königlichen Gemächer schlendern und die Wehranlage erkunden. Gut, dass man Edward I., der als Hammer der Schotten in die Geschichte einging, nicht mehr persönlich begegnen kann.
Nachdem alle Türme besichtigt sind, brechen wir wieder in Richtung England auf. Der kurze Abstecher nach Wales hat sich definitv gelohnt, auch wenn man sicherlich mehr als zwei Tage allein im Snowdonia Nationalpark verbringen kann.
24.07.2018
wir wünschen euch eine wunderschöne Zeit, beeindruckende Landschaften, tolle Bilder, nette Bekanntschaften - einfach einen super guten Urlaub.
Herzlichen Dank für die bunten Bilder (ich - Andrea - denke, ich bin im Fantasy-Film) und die überragende Beschreibung.
Liebe Grüße
Andrea und Jürgen
25.07.2018
Ich wünsche euch eine schöne Zeit!