Am nächsten Morgen ist es Zeit sich von unserem auf den Namen Earl of Vauxhall getauften Mietwagen zu verabschieden. Sorgsam haben wir unsere Koffer umgepackt, um dem Maximalgewicht von 20 kg auf dem Ryanairflug von Glasgow nach Dublin zu entsprechen. Auch wenn die Preisgestaltung von Ryanair schwer zu überblicken ist, haben wir uns 10 Pfund gespart, indem Bene offiziell mit zwei Koffern und Lisa ohne fliegt. In der Schlange vor dem Ryanair-Schalter am Flughafen zeigt sich einmal mehr, dass die Billigfluglinie ihren Umsatz nicht mit den Flugtickets macht. Wer den online check-in vergessen hat, dem werden weitere 55 Pfund in Rechnung gestellt. Eilig tippen einige der Passagiere in der Schlange auf ihren Handys herum, um das Versäumnis nachzuholen. Jedoch schließt der online check-in natürlich zwei Stunden vor Abflug. Außerdem ist die mobile Ansicht der Seite nicht an jeder Stelle für maximale Benutzerfreundlichkeit ausgelegt: Bei der Eingabe des Geburtsjahres mussten wir uns Monat für Monat angefangen vom Jahr 1900 vorklicken.
Eine gute Stunde später erreichen wir Irlands Hauptstadt. Am Verkaufsstand für die Busfahrkarten springen uns schon die zwei ersten offensichtlichen Unterschiede im Vergleich zu Schottland entgegen: die Bezahlung in Euros und die metrischen Einheiten. Nichtsdestotrotz werden wir uns später über einige Preisschilder in Pfund in den lokalen Supermärkten wundern, die jedoch in Euro bezahlt werden können.
[1388]Bevor wir uns einen Eindruck machen wollen, ob die grüne Insel nach dem heißen Sommer ihrem Namen noch gerecht werden kann, wollen wir den Tag in Dublin verbringen. Die Buslinie 747 bringt uns vom Flughafen ins Stadtzentrum zu Irlands ältester und wohl renommiertester Universität, dem Trinity College. Vor dem alten Bibliotheksgebäude wartet eine lange Schlange von Besuchern auf die Möglichkeit das Book of Kells zu sehen, ein illustrierte Abschrift der vier Evangelien des Neuen Testaments, vermutlich aus dem neuten Jahrhundert. Durch das Pflichtexemplarrecht bekommt die Bibliothek ein Exemplar jedes in Großbritannien und Irland verlegten Buches. Uns genügt es für eine Nacht ein Studentenzimmer zu beziehen, das einer der gut 15 000 Studenten über den Sommer frei gemacht hat. Neben den schönen historischen Gebäuden bietet das College eine sehr gute Ausgangslage im Herzen von Dublin.
[1389]Egal in welche Brochüre über Dublin man blickt, überall taucht der Begriff Temple Bar auf. Und es dauert auch nicht lange, bis wir auf eine stilvoll mit Garanien geschmückte Fassade eines Pubs mit der großen Aufschrift Temple Bar stoßen. Und daneben noch eine. Und dann noch eine. Es stellt sich heraus, dass ein ganzes Viertel auf der Südseite des Flusses Liffey als Temple Bar bezeichnet wird. Temple Bar ist Dublins buntes Kultur- und Vergnügungsviertel. An den Straßen mit Kopfsteinpflaster und engen Gässchen wechseln sich Pubs, Boutiquen und Cafés ab. Schon am Mittag laden die Klänge irischer Musik in die Pubs ein. Besonders beliebt scheint "The Temple Bar" zu sein mit der auffällig roten Fassade, die mit Livemusik und einem authentischen Erlebnis wirbt. Trotz des vielen Trubels haben die Straßen mit Holz- und Backsteinfassaden, den bunten Schaufenstern im Erdgeschoss und der Blumenbepflanzung viel Charme. Auch der Name Guinness ist omnipräsent, ob auf zu Stehtischen umfunktionierten Fässern und Fensterscheiben.
[1390]Das irische Kultgetränk mit wurde 1759 in der St. James's Gate Brewery von Arthur Guinness ins Leben gerufen. Im Guinness Storehouse wird auf sieben Etagen die Geschichte des mittlerweile in über 150 Ländern aus den Zapfhähnen fließenden Exportschlagers dargestellt. Nach überstandener Tour gibt es eine Kostprobe in der Gravity Bar über den Dächern Dublins. Wegen Überflüllung werden an diesem Tag allerdings nur noch die Besucher mit vorreservierten Karten eingelassen.
Stattdessen lernen wir in der Dublinia-Ausstellung über die Entwicklung Dublins von den Wikingern und zum mittelalterlichen Stadtbild. Die Ausstellung endet mit dem Ausblick von einem der Türme. Dabei fällt auf, wie gleichmäßig hoch alles gebaut ist. Es gibt kein Gebäude, was alle anderen überragt.
[1391]Mittlerweile ist der Abend angebrochen und die Straßen im Temple Bar Viertel gut gefüllt. Straßenmusiker und -künstler verzücken ihr Publikum und von Angestellten in die Höhe gestreckte Schilder locken in die anliegenden Pubs und Theater.
[1392]Einem Geheimtipp folgend sichern wir uns einen Platz bei der Open Mic Night in einem einheimisch klingenden Pub, dessen Namen wir leider vergessen haben. Alle drei bis vier Lieder wechseln sich die talentierten jungen Künstler ab. Während sich die Artisten gegenseitig einstimmen, tummeln sich im gedämmten Licht auch einige ältere Anzugmenschen, die dem Anschein nach ihren Weg aus dem Büro hierher gefunden haben. Die meisten haben einen Pint mit dunklem Guinness vor sich stehen. Auch hinter dem Tresen sind vier Zapfhähne dem offensichtlichen Lieblingsbier gewidmet. Bei einem Smithwick Red Ale, das dem Nürnberger Rotbier ähnelt (nur nicht ganz so gut) und einem Hops Lager 13 lauschen wir den fetzigen Getarrensoli und unterhaltsamen Sängern, die ihre Sache wirklich gut machen. Der Abend vergeht wie im Flug, und wir müssen uns irgendwann losreißen, um zu unserer Unterkunft im Trinity College zurückzukehren, denn morgen soll es schon nach Nordirland gehen.
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