Snæfellsnes

05.09.2016

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Nach einer langen Fahrt durch die Nacht werden wir früh am Morgen von wärmenden Sonnenstrahlen geweckt. Die dritte Nacht in Folge haben nun Nordlichter gesehen, auch wenn sie letzte Nacht nicht so stark wie zuvor erschienen sind. Erst jetzt bei Tageslicht können wir erkennen, in welcher landschaftlich hinreißenden Umgebung wir übernachtet haben. Viele kleine Inseln zieren wie kleine Fjordarme die Nordseite der Snæfellsnes Halbinsel. Dahinter lassen sich wage die Umrisse der Westfjorde erkennen.

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Je weiter wir an der Nordseite der Halbinsel entlang fahren, umso größer und gewaltiger werden die Fjordarme und die umgebenden Gebirgsketten, die sich im stillen Wasser spiegeln. Direkt an der Küste haben sich einige beschauliche Dörfer angesiedelt.

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Immer wieder führt die Straße durch Lavafelder. Bizarre Formen aus schwarzer erstarrter Lava überwachsen von Moos türmen sich links und rechts neben der Straße auf, soweit das Auge blicken kann. Die spitzen Kanten und unregelmäßigen Löcher unter dem Moosteppich machen es gewaltig schwer sich zu Fuß fortzubewegen.

Während wir noch rätseln, von welcher Seite das in jeder Touristeninformation in der Region allgegenwärtige Bild mit dem Wasserfall vor dem herausstechenden Berg Kirkjufell gemacht worden ist und ob das Licht dafür günstig steht, kündigen die spiegelnden Dächer der parkenden Autos den Aussichtspunkt bereits an. Man merkt, dass wir wieder näher an Reykjavík herankommen.

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Im spätmorgenlichen Sonnenschein sind der zweistufige Kirkjufellfoss und der ikonische Berg von der Vorderseite gut beleuchtet. Es dauert einige Minuten, bis der typische Blick mit dem oberen Teil des Kirkjufellfoss im Vordergrund und dem Kirkjufell im Hintergrund menschenfrei abgelichtet werden kann. Für den Abend setzen wir uns in den Kopf uns in der Gegend auf die Lauer zu legen und nach Anzeichen von Nordlichtern Ausschau zu halten. Noch ist uns nicht klar, welcher Beliebtheit sich der Wasserfall bei Fotografen erfreut.

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An der Spitze der Halbinsel macht sich das bescheidene Wetter an der Südküste bemerkbar und breitet sich auch um uns herum aus. Unweit der Rundstraße um die Insel bietet der Krater Saxhóll einen hervorragenden Rundblick über das umliegende Lavafeld und den alles überragenden Snæfellsjökull. Der Aufstieg auf den Saxhóll ist leicht zu bewältigen. Snæfell bedeutet übrigens Schneeberg.

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Nachdem wir uns im Visitor Center mit Tourenverschlägen für Kurzwanderungen für den nächsten Tag ausgestattet haben, locken uns zwei spitze Felsnadeln zur Küste hinter dem Visitor Center. Aus der Nähe betrachtet könnte man ein Pferd in den Lóndrangar genannten Vulkanfelsen erkennen. Vor der Steilküste brechen die Wellen an den zerklüffteten Felsbänken.

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Genauso spektakuläre Blicke über die Küste bietet das Fischerdorf Arnarstapi. Einige Aussichtsplattformen ermöglichen auch an windigen Tagen sicher die unter lautem Getöse die Basaltwände emporkletternden Wellen zu beobachten. Auf der Suche nach einem unterirdischen Blowhole folgen wir dem Trampelpfad über Vulkangestein bis in den nächstgelegenen Ort Hellnar. Hinter jeder Ecke bietet sich ein weiterer spektakulärer Ausblick über den Küstenstreifen.

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Durch den steinernen Torbogen Gatklettur schwappen die Wellen vor und zurück und hinterlassen dabei merkwürdige Strudel. An der Bergkette im Hintergrund staut sich die Wokendecke.

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Am nächsten Tag haben wir uns die vielen kleinen Wanderwege am Fuß des Snæfellsjökull vorgenommen. Zunächst gibt es einen Krater ähnlich des Saxhóll zu erkunden, nur ist hier weit und breit keine Menschenseele zu erblicken. Die anderen Trampfelpfade durch die nasse Wiese und über spitzes Gestein führen uns entlang eines Flusslaufs mit unglaublich lilanem Wasser und zu Aussichtspunkten auf einen Wasserfall, der sich seinen Weg durch eine breite Schlucht bahnt. Im Viertelstundentakt wechseln sich Regen und Sonne ab und sorgen für einzigartige Lichtstimmungen. Zwischen den Zielen müssen wir immer wieder bei Carl Unterschlupf suchen.

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Am Vorabend haben wir im Vorbeifahren eine Öffnung zwischen den gewaltigen Felswänden entdeckt, der wir am Nachmittag einen Besuch abstatten. Eine dichte Nebelwand hat die Spitze der Felswände verschluckt und scheint als nächstes den Felsspalt einnehmen zu wollen. Aus der Öffnung dringt ein kleiner Fluss zwischen den Felswänden ins Freie. Wir sind nicht die einzigen, die der mystische Anblick angelockt hat. Immer wieder wagen einzelne Besucher einen Versuch tiefer entlang des Flusses in den Felsspalt zu klettern, kehren jedoch nach wenigen Minuten wieder zurück. Auch wir müssen feststellen, dass der Untergrund zu nass und die Wände zu glitschig sind.

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Laut dem norwegischen Wetterdienst könnte sich die Wolkendecke heute Nacht gegen 3 Uhr morgens lichten. In der Hoffnung auf Polarlichter schlagen wir uns Lager ganz in der Nähe des Kirkjufells auf. Auch wenn heute kein Sonnenuntergang zu erwarten ist, sind wir überrascht eine beeindruckende Sammlung von Kameras und Stativen wie auf einer Fotomesse am Wasserfall zu finden. Um die vierzig Fotografen beobachten den Wasserfall durch den Sucher. Neben den Riesenkameras stehen wir mit unserer semiprofessioneller Ausstattung fast klein da.

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Als es schließlich dunkel wird, ist der Himmel nach wie vor wolkenverhangen. Als um 2:45 Uhr der Wecker zur Polarlichtkontrolle ruft, dauert es nicht lange, bis wir hellwach sind. Wie von den Norwegern vorhergesagt hat sich die Wolkendecke zu Gunsten einem schwachen grünen Leuchten zurückgezogen. In Windeseile biegen wir auf den Parkplatz zum Wasserfall ein und parken zwischen zwei großen Geländewagen. Wer um diese Uhrzeit einen leere Landschaft erwartet, der täuscht sich gewaltig. Hinter dem Wasserfall sind immer wieder das Blinken eines Fokuslichts oder Fernauslösers auszumuchen und gelegentlich leuchtet der Lichtkegel einer Taschenlampfe auf dem Weg auf. Als wir näher herankommen, können wir ein Dutzend Chinesen, vermutlich eine Fototour, und mehrere vereinzelte Gestalten erkennen, welche die glückliche Nacht mit uns teilen. Die Lichtstreifen sind schwach und kaum mit Wasserfall und Kirkjufell auf ein Bild zu bekommen, aber wir sind überglücklich aufgestanden zu sein. Gegen 4 Uhr zieht die Fototour weiter und wir können den dunklen Wasserfall mit den Taschenlampen etwas hervorheben.

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Gegen 5 Uhr müssen die vereinzelten Polarlichter endgültig dem Tagesanbruch weichen.

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Als um genau 6:48 Uhr die ersten wärmenden Sonnenstrahlen auf den Kirkjufellfoss treffen, ist auch die Fototour zurück. Das Morgenlicht lässt die Landschaft in gold und grün erstrahlen. Selbst als die Speicherkaten bis zum Rand gefüllt sind, fällt es schwer den bildhübschen Wasserfall hinter sich zu lassen.

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Auf der Passstraße 56 überqueren wir die die Berge und verlassen die landschaftlich wunderschöne Schneeberghalbinsel in Richtung Borgarnes, denn der nächste Wasserfall wartet bereits.

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