Interislander

16.03.2015

Ähnlich wie im Fiordland tummeln sich im Nordwesten der Nordinsel eine Vielzahl von Fjorden, Halbinseln und abgelegenen Buchten. Jedoch wurden diese nicht durch Gletscher geformt, sondern durch die Absenkung des kompletten Gebiets nach Erdbewegungen. Im wunderbar königsblauen Wasser direkt neben dem hellem Sandstrand schaukeln weiße Jachten friedlich in den sanften Wellen. Dieses Bild zeigen Postkarten der Region Marlborough.

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Leider verwehrt uns das Wetter heute den Anblick dieses Paradieses. Unter den tiefhängenden Wolken lässt sich die Schönheit der Region entlang des kurvigen Küstenabschnitts zwischen Havelock und Picton nur erahnen.

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Ab dem frühen Nachmittag fängt es an zu regnen, sodass wir uns in einer Kabine im Holiday Park in Picton einnisten. Die Schuld an dem miesen Wetter trägt Zyklon Pam, der Stunden zuvor im Pazifikstaat Vanuatu große Verwüstung angerichtet hatte und nun an der Nordinsel Neuseelands vorbeizieht. Die Nachrichten im Radio drehen sich vor allem um die freiwilligen neuseeländischen Helfer in Vanuatu. In einigen Regionen im Osten der Nordinsel wird kurzzeitig der Notstand ausgerufen. Schulen und Büros bleiben vorsorglich für zwei Tage geschlossen, um gewappnet zu sein. Von den auf Websites deutscher Nachrichtenmagazine angekündigten Monsterwellen, die auf Neuseeland zurollen würden, können wir in den neuseeländischen Medien nichts finden.

Letztendlich scheint der Zyklon das Kiwi-Land zu verschonen. Am nächsten Tag hat der NZ Herold, Neuseelands auflagenstärkste Tageszeitung, Pam bereits hinter die Schlagzeilen über die neue Jury für die TV-Show The X-Factor abgeschoben.

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Am nächsten Morgen ist es Zeit sich von den grandiosen Landschaften der Südinsel zu verabschieden. Eine Stunde später als geplant dürfen wir auf die Interislander Fähre auffahren. Wäre das Schiff von norwegischen Ingenieuren konstruiert worden, gäbe es eine Wendeschleife an Bord, sodass man vorwärts auf die Fähre auffährt und diese ebenfalls vorwärts verlässt. Stattdessen suchen wir mit der piependen Dörte rückwärts einen Platz im Heck der Fähre. An das nervige Piepen des Nissan Sunny im Rückwärtsgang scheinen die Arbeiter der Fährgesellschaft gewöhnt zu sein.

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Während sich das riesige Schiff seinen Weg durch den Queen Charlotte Sound und anschließend den Tory Channel hinaus aus den Buchten Marlboroughs bahnt, klart es langsam auf und die Passagiere bekommen die vielen kleinen Inseln und bewaldeten Hänge unter blauem Himmel zu sehen. So wie Kreuzfahrer normalerweise beim Einlaufen ihres Kreuzfahrtschiffes von der Reling den Ausblick auf den entgegenkommenden Hafen fotografieren, so eifrig lichten die Fährpassagiere die Umrisse der riesigen Queen Victoria ab, die in einer Nebenbucht verankert liegt.

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Als die Fähre die letzten Buchten der Südinsel verlässt und die Cook Strait, das offene Meer zwischen Nord- und Südinsel, betritt, warnt der Kapitän per Durchsage vor Spritzwasser auf den Aussichtsdecks und empfiehlt die Lounge als Sitzplatz für schwindelanfällige Passagiere. Aufgrund des Zyklons sind bis zu 46 Meter hohe Wellen zu erwarten. An Deck windet es tatsächlich so stark, dass sich Bene kaum auf den Beinen halten kann. Die feinen Weinflaschen im Kühlschrank des Bistros werden vorsorglich in Handtücher verpackt. Wegen der Verspätung wird im Food Court kostenloser Kaffee und Tee anbieten - natürlich erst kurz vor Ankunft, damit die Kaffeebecher nicht ausgehen.

Verwundert stellen wir fest, dass das Schiff einen Kurs in Richtung Süden eingeschlagen hat. Nach einem Blick auf die tapetengroße Landkarte an der Wand stellt sich heraus, dass Wellington auf der Nordinsel tatsächlich südlicher gelegen ist als Picton auf der Südinsel.

[872] Kiwi-Lok im Deutschlandtrikot

Gute drei Stunden nach Abfahrt ist die Schaukelfahrt beendet. Während neben unserem Stellplatz im Bauch des Schiffs die Befestigungen eines Eisenbahnwaggons gelöst werden, öffnet sich die Luke und wir dürfen einreiten in die Hauptstadt Neuseelands.

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Oma und Opa Nürnberg
30.03.2015
Vieleln Dank für die schönen Bilder und ausführlichen Kommentare. Wir waren fast dabei.