Skjálfandafljót

09.03.2020

[1523]

Ein Becken voller schimmerndem dunkelblauem Wasser, gesäumt von schneebedeckten Basaltsäulen. Helles Wasser schießt durch eine schmale Öffnung in das Becken. Eiszapfen ragen von den Felsen bis hinab zum Becken. Es ist ein Anblick, wie man ihn auf eine Postkarte drucken sollte. Der Aldeyjarfoss zählt ohne Zweifel zu den schönsten Wasserfällen Islands.

Nur zu gerne möchten wir diesen Anblick mit eigenen Augen sehen. Da der Aldeyjarfoss an der Grenze zum Hochland liegt, kann man ihn im Winter nur mit einem Super-Jeep anfahren. Allerdings liegt der Wasserfall nur vier Kilometer vom Ende der im Winter geräumten Straße 842 entfernt. Auch wenn man den Wasserfall nicht mit dem Auto erreichen kann, dann möglicherweise zu Fuß. Im Vorfeld haben wir viel recherchiert, konnten aber keine eindeutige Aussage finden, unter welchen Bedingungen man den Wasserfall besuchen kann.

Für den heutigen Montag sagt der norwegische Wetterdienst Temperaturen um die -10 Grad, leichte Bewölkung und, vor allem, keinen Schneefall und nahezu Windstille voraus. Die Bedingungen sind gut genug, um einen Anlauf zu wagen. Da wir die Launigkeit des wechselhaften Wetters bereits kennen lernen durften, ziehen wir mit dem Vorsatz los, bei den kleinsten Zweifeln umzukehren.

Nach einem ausführlichen Frühstück in unserem Hotel folgen wir der Ringstraße weiter in Richtung Akureyri. Aus der Entfernung können wir in einer Senke den kreisrunden See vor dem Goðafoss ausmachen. Zunächst lassen wir den Goðafoss rechts liegen und folgen der Straße 844 Richtung Süden bis zur Brücke, wo wir auf die Straße 842 wechseln. Beide Straßen sind schneebedeckt aber gut zu befahren. Die Straße 842 endet bei der Farm Mýri. Dort biegt die Sprengisandur mit der Straßennummer F26 in Richtung Hochland ab.

Als wir gegen 10 Uhr die Abbiegung erreichen, parkt bereits ein Kleinbus am Beginn der F-Straße. An den tiefen Spurrillen im Schnee ist schnell zu erkennen, dass auch ein Auto mit Vierradantrieb mit diesen Schneemassen zu kämpfen hätte. Vermutlich stammen die Spuren von den Super-Jeeps, die man für eine Tour zu den unbefahrbaren Wasserfällen buchen kann. Die Reifenspuren zeigen nicht nur den Weg, auf dem plattgewalzten Schnee lässt es sich erstaunlich gut laufen. Stellenweise reicht der Schnee zwischen den zwei Spurrillen bis zu den Knien. An anderen Stellen läuft man über von einer dünnen Schneeschicht bedecktes Glatteis.

Noch bevor wir die spitzen Dächer der Toilettenhäuschen am Parkplatz erblicken, kündigt ein fernes Getöse den nahenden Wasserfall an. Auf dem Parkplatz enden die Reifenspuren und wir stapfen die restlichen Meter hinab durch schienbeintiefen Schnee. Als wir uns dem Felsen vor dem Wasserfall nähern, kommt der Wasserfall Stück für Stück zum Vorschein. Der Anblick ist atemberaubend. Wie im Bilderbuch stürtzt ein Schwall hellen Wassers unter einer Brücke aus Schnee und Eis hervor und wirft nach dem Auftreffen im dunklen Becken helle Schlieren.

[1433] [1524]

Durch Variation der Belichtungszeit ergeben sich unterschiedliche Muster im Becken vor dem Wasserfall.

[1525] [1526]

Mit kurzen Pausen haben wir für den Hinweg eine gute Stunde gebraucht. Die Mitfahrer des Kleinbusses sind uns auf dem Hinweg entgegengekommen, sodass wir den Wasserfall für uns haben. Die lockere Bewölkung wirkt wie eine riesengroße Softbox. Schnee uns Eiszapfen scheinen im Licht aufzuleuchten. Gleichzeitig verhindern die Wolken zu harte Schatten.

[1528]

Beinahe zweieinhalb Stunden genießen wir den Anblick, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Als wir uns der Farm nähern, versperren die Pferde den Weg zum Gatter, sodass wir lieber vorzeitig über den Zaun der Koppel steigen. Mit der Ausbeute äußerst zufrieden machen wir uns an die 40 Minuten Rückweg zum Goðafoss auf der 842.

[1532]

Gestern hatten wir bereits beim Goðafoss gehalten, aber wegen des besseren Wetters legen wir heute einen zweiten Stopp ein. Im Sommer wie im Winter bietet der Godafoss einen herrlichen Anblick. Im Winter bilden sich Eiszapfen rundum die Fälle. Das hellblaue Leuchten des auftreffenden Wassers bildet mit dem weißen Schnee einen angenehmen Kontrast. Seinen Namen erhielt der "Wasserfall der Götter", als ein Heidnischer Häuptling seine Götzen in den Wasserfall warf, als Island das Christentum annahm.

[1538] [1539] [1535] [1536]

Der Parkplatz auf der Südseite ist geräumt, der Parkplatz auf der Nordseite hingegen nicht. Gestern haben wir den Fluss auf der Brücke überquert und von und von der Nordseite fotografiert. Allerdings war die Sicht im Schneegestöber eingeschränkt. Beim Aussichtspunkt auf der Südseite führt ein ausgetretener Pfad hinunter an den Wasserrand, wo man bis zum Wasserfall vorgehen kann. Von der Wand ragen Eiszapfen, die uns aus der Entfernung nicht aufgefallen sind.

[1540] [1541]

Island ist bekannt für seine imposanten Wasserfälle. Nach dem heutigen Erlebnis haben der Aldeyjarfoss und der Goðafoss sich die vorderen Plätze auf unserer Rangliste verdient.

Kommentieren...

Bitte authentifiziere dich hier, um einen Kommentar schreiben zu können.

Leider haben wir in letzter Zeit mit vielen computergenerierten Spam-Kommentaren zu kämpfen. Daher können zur Zeit nur authentifizierte Benutzer einen Kommentar hinterlassen.