Reykjanesskagi

15.03.2020

Heute müssen wir uns bis 16:45 Uhr von unserem treuen Weggefährten verabschieden und zuvor zum Flughafen nach Keflavik zurückkehren. Um 7 Uhr sind die Koffer eingeladen und wir brechen in Richtung Hraunarfoss auf. Am Horizont kündigt sich der nahende Sonnenaufgang an. Der Wind hat sich gelegt und die Temperatur ist in den frühen Morgenstunden auf -10°C abgesunken.

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Die ersten Wolken haben gerade ihren pinken Morgenmantel angezogen, als wir den Parkplatz am Hraunfossar erreichen. Über eine Länge von 700 Metern tritt Wasser aus dem porösen Lavafeld Hallmundarhraun aus und bildet viele kleine Wasserfälle. Selbst im Dunkeln schimmert der Gletscherfluss Hvíta in türkisblauen Farben.

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Ein weiteres Auto hat sich in den frühen Morgenstunden hierhin verirrt. Eilig stellen wir die Stative auf und schrauben den Graufilter auf das Objektiv. Langsam geht die Sonne auf. Zentimeter für Zentimeter tasten sich die Sonnenstrahlen auf dem Wasserfall vor. Beim Warten fährt uns die Kälte in die Glieder. Trotz der traumhaften Kulisse müssen wir uns irgendwann zum Aufwärmen ins Auto zurückziehen.

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Mittlerweile hat sich auch Icelandair mit der Erinnerungsmail für den Online-Checkin gemeldet. Beruhigt, dass unser Rückflug nicht wegen der Coronakrise gestrichen wurde, stoppen wir noch beim Supermarkt in Borgarnes und sehen uns nach Handdesinfektionsmittel um. Die Regale sind gut gefüllt. Friedlich ruht das Klopapier neben den anderen Sanitärprodukten. Die einzige Lücke klafft beim Handdesinfektionsmittel, doch das Handdesinfektionsspray ist noch zu haben. Bis auf vereinzelte Aushänge in den Hotels haben wir in Island wenig von der Pandemie mitbekommen.

Um die ehemalige Mautstraße zu vermeiden, schlägt uns Google eine Umrundung des Hvalfjörður vor. Stattdessen nehmen wir die Abkürzung durch den Hvalfjarðargöng, der auf über fünf Kilometern unter dem Fjordarm hindurchführt. Google scheint noch nicht zu wissen, dass die Mautgebühr zur Finanzierung der Baukosten im Jahr 2018 aufgehoben wurde.

Für den Nachmittag bietet sich ein Stopp auf der Halbinsel Reykjanes in unmittelbarer Nähe zum Flughafen an. Wie beim Þingvellir Nationalpark durchzieht der Mittelatlantische Rücken die Halbinsel. Über einer der durch die auseinander driftenden Platten entstandenen Spalte wurde eine sinnbildliche Brücke errichtet, über die man von der Eurasischen auf die Nordamerikanische Platte hinübergehen kann. Auch auf der Halbinsel hat der wachsende Tourismus seine Spuren hinterlassen. Die Besichtigung des Lavatunnels Raufarhólshellir, der im Sommer 2016 noch öffentlich zugänglich war, ist mittlerweile nur noch mit dem Tourenanbieter für ein paar Tausend Kronen möglich.

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An der Südwestspitze der Halbinsel haben sich die Vögel einen beeindruckenden Felsen zum Brüten ausgesucht. Der Valahnúkur ist ein schräg zulaufender Felsen aus unterschiedlichem Gestein vulkanischen Ursprungs. Die Tuffsteinschichten bestehen aus einer Mischung von erstarrter Asche und Lavagestein, wie es bei der plötzlichen Abkühlung von Lava im Wasser entsteht. Im Vergleich dazu entsteht die nach ihrer Form benannte Kissenlava bei einer Eruption unter Wasser. Vom Rand der Klippe bietet sich ein schöner Blick zurück auf den Leuchtturm und die geothermalen Felder.

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Für die weitere Erkundung der Halbinsel fehlt uns heute leider die Zeit. Nachdem wir unsere Koffer im Hotel in Asbru abgestellt haben, liefern wir unseren Subaru Forrester pünktlich bei der Europcar Filiale am Flughafen ab. Für den Riss in der Windschutzscheibe werden wir sofort zur Kasse gebeten und hoffen den Schaden später vom ADAC zurückerstattet zu bekommen. Während wir auf den Linienbus warten, der Samstags nur alle zwei Stunden verkehrt, beobachten wir die Anzeigetafeln im Flughafen und fragen uns, welche Ziele in den nächsten Wochen weiterhin angeflogen werden. Die Flüge nach Zürich, Helsinki, London und Paris sind bereits gestrichen. Alle Flüge nach Deutschland finden glücklicherweise planmäßig statt.

Am Sonntag holt uns der Shuttle-Bus um 5 Uhr morgens am Hotel ab. Zu dieser frühen Stunde herrscht reger Betrieb am Terminal, wo Icelandair normalerweise zwischen 7 und 8 Uhr eine Flotte von 18 Maschinen in die Luft schickt, davon vier in Richtung München, Frankfurt, Berlin und Hamburg. Während vor dem Flugzeugfenster die Sonne über den Wolken aufgeht, haben wir Gelegenheit die Erlebnisse der letzten zwei Wochen Revue passieren zu lassen. Schneeflocken auf schwarzem Sand, dampfende Becken inmitten von verschneiten Feldern und teils zu Eis erstarrte und trotzdem sprudelnde Wasserfälle - trotz der mitunter abenteuerlichen Bedingungen hat uns Island im Winter wahnsinnig fasziniert.

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